
Fast zwei Drittel aller Deutschen haben bislang kein Testament – und das, obwohl Experten eindringlich raten: „Mach Dein Testament am besten noch heute!“ Doch selbst handschriftliche oder notarielle Dokumente sind keine Garantie für Frieden unter den Erben. Viele geraten in die berüchtigte Erbengemeinschaft, wo Jahre voller Streit fast schon vorprogrammiert sind.
Wie Du das verhindern kannst und Deine Hinterbliebenen nicht im Erbschaftschaos zurücklässt, liest Du hier.
Warum die Erbengemeinschaft so gefährlich ist
Erbengemeinschaften entstehen automatisch, wenn zwei oder mehr Erben eingesetzt sind – und das trifft auf rund 80 Prozent aller Nachlässe zu. Aus drei Gründen sind sie Katalysatoren für Konflikte:
- Rechtliche Blockade
Jeder Miterbe kann jederzeit die Auflösung verlangen (§ 2042 BGB). Gleichzeitig kann aber kein Einzelner alleine entscheiden: Fast alles im Nachlass gehört „allen gemeinsam“. Ein Miterbe kann Investitionen blockieren und so wichtige Entscheidungen verhindern. - Monetäre Hindernisse
Immobilien verlieren an Wert, wenn sich die Erben nicht auf Renovierungen oder Verkauf einigen. Und während Mieteinnahmen auf einem Gemeinschaftskonto liegen, muss jeder Erbe seine Steuerlast persönlich bedienen – auch ohne Auszahlung. - Psychische Belastung
Dauerstreit zehrt an der Gesundheit: Verantwortung, Blockadehaltungen und mangelnde Kommunikation führen zu dauerhaften Belastungen, bis hin zu Depressionen.
Klassiker: Die Erbengemeinschaft im Berliner Testament
Beim Berliner Testament setzen sich Ehepartner gegenseitig als Alleinerben ein. Stirbt der Letzte, erben meist die Kinder zu gleichen Teilen – und bilden damit die Erbengemeinschaft. Die Folge: Jahrelange Auseinandersetzung über Haus, Konto & Co. Selbst Pflichtteilsansprüche können finanzielle Härten für den überlebenden Partner bedeuten.
So verhinderst Du die Erbengemeinschaft: 4 juristische Instrumente
- Teilungsanordnung im Testament
Du legst genau fest, welches Kind welche Vermögensgegenstände erhält (z. B. Sohn A das Haus, Sohn B die Ferienwohnung, Tochter C das Bankguthaben). Ausgleichszahlungen können per Gutachten berechnet werden. Vorteil: Klare Verteilung – keine Gemeinschaft. - Erb- und Pflichtteilsverzicht
Einigen sich Erben zu Lebzeiten vertraglich auf ihren Anteil, kannst Du sie mit einer Abfindung ausstatten. Aber Vorsicht: Das funktioniert nur bei absolutem Vertrauen aller Beteiligten. - Vorweggenommene Erbfolge
Schenke Vermögenswerte schon zu Lebzeiten. Damit verschaffst Du Deinen Kindern klar definierte Anteile – schützt aber Deinen Lebensabend nicht vor finanziellen Engpässen, wenn Du zu viel verschenkst. - Super- oder Steuervermächtnis
Insbesondere im Ehegattentestament beliebt: Der überlebende Partner erbt alles, muss aber innerhalb einer Frist einen Teil (z. B. an die Kinder) auszahlen. So nutzt Du mehrfach die Steuerfreibeträge optimal aus und vermeidest eine indirekte Erbengemeinschaft.
Dein Fahrplan zum rechtssicheren Testament
Bevor Du Dein Testament aufsetzt, solltest Du zuerst genau klären, wer welchen Teil Deines Vermögens – sei es Immobilien, Bankguthaben oder Lebensversicherungen – erhalten soll. Anschließend lohnt sich der Gang zu einem spezialisierten Anwalt oder Notar, der Dich dabei unterstützt, Alleinerben, Vermächtnisse und Teilungsanordnungen rechtssicher zu formulieren.
Um spätere Konflikte zu vermeiden, ist es außerdem wichtig, Deine Pläne offen mit den künftigen Erben zu besprechen und ihnen die Gründe für Deine Entscheidungen zu erläutern.
Denke zudem daran, Dein Testament bei persönlichen Veränderungen – wie Heirat, Scheidung, Geburt von Kindern oder wesentlichen Vermögensänderungen – regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Schließlich solltest Du die fertige Verfügung sicher hinterlegen, etwa beim Amtsgericht oder Deinem Notar, und eine vertrauenswürdige Person über den Aufbewahrungsort informieren, damit Deine Wünsche im Ernstfall problemlos gefunden und umgesetzt werden können.
Fazit:
Ein schlichtes „Jeder bekommt ein Drittel“ mag bequem sein – es lädt aber zum erbitterten Streit ein. Mit gezielten Anordnungen, Vermächtnissen und Vorsorgemaßnahmen sicherst Du nicht nur Deinen letzten Willen ab, sondern schützt Deine Lieben vor langwierigen Auseinandersetzungen. So bleibt Dein größtes Vermächtnis nicht bloß materiell, sondern wirkt in gegenseitigem Respekt und Zusammenhalt weiter.
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