Vonovia unter Druck: Mieter kämpfen gegen explodierende Mieten, steigende Heizkosten und fragwürdige Praktiken

Vonovia Siedlung in Essen (über Simon Bierwald/Vonovia)
Vonovia Siedlung in Essen (über Simon Bierwald/Vonovia)

Der Wohnungskonzern Vonovia hat seinen Halbjahresbericht vorgelegt. Während das Unternehmen stabile Ergebnisse präsentiert, wächst die Kritik von Mietern und Experten. Sie werfen dem Immobilienriesen vor, durch steigende Mieten, Nebenkosten und fragwürdige Geschäftspraktiken den Druck auf Haushalte mit geringen Einkommen zu erhöhen.

Mieterin aus Dresden klagt über steigende Belastungen

Barbara Z. aus der Dresdner Johannstadt ist seit etwas mehr als einem Jahr Mieterin bei Vonovia. Sie berichtet, dass ihre Wohnkosten kontinuierlich steigen: „Die Mieten bei Vonovia werden jedes Jahr erhöht, und es wird immer schwerer, die Wohnung zu bezahlen. Nächstes Jahr lande ich so im Minus. Die Netto-Rente schmilzt.“

Besonders die Heizkosten belasten sie. Laut ihrer Aussage fordert Vonovia künftig 127 Euro monatlich – eine Verdopplung der Vorauszahlung. Die Rentnerin sieht dahinter ein systematisches Vorgehen: „Ich denke, Vonovia bescheißt das Amt und holt sich hier die Gewinne. Das sagt auch mein Betreuer vom Sozialamt: Bei Leuten, bei denen die Gelder übers Amt laufen, verlangt Vonovia noch mehr Geld.“

Aus Angst vor Konsequenzen möchte sie anonym bleiben: „Weil ich was dagegen sage, habe ich Angst, dass ich Probleme mit Vonovia bekomme. Deshalb bleibe ich hier anonym und sage nicht meinen echten Namen. Ich bin körperlich behindert und kann mir nicht erlauben, nochmal eine Wohnung zu verlieren.“

Mietrechtsaktivist: „Aufschläge auf die Mietspiegel“

Auch Mietrechtsaktivist Knut Unger kritisiert die Geschäftspraktiken des Konzerns. Er beobachtet bundesweit ein Muster: „Die Vonovia ist in vielen Städten dafür berüchtigt, Aufschläge auf die Mietspiegel zu erfinden. Diese haben vor Gericht oftmals keinen Bestand, aber die meisten MieterInnen scheuen den Konflikt.“

Bei Neuvermietungen werden laut Unger teils deutlich überhöhte Preise verlangt: „In Städten ohne Mietpreisbremse (beispielsweise Ruhrgebiet, Aachen) verlangt die Vonovia bei der Wiedervermietung nicht selten Mieten, die mehr als 20 oder gar 30 und 40 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen.“

Deutscher Mieterbund und Wohnungsforscher warnen

Maximilian Fuhrmann, Koordinator für große Wohnungsunternehmen beim Deutschen Mieterbund, verweist auf die Strategie vieler Konzerne: Renditemaximierung durch eigene Tochterfirmen, Mieterhöhungen im Bestand und bei Neuvermietungen sowie fragwürdige Praktiken wie die Installation sogenannter „Spionagerauchmelder“.

Der Frankfurter Stadtgeograph Sebastian Schipper sieht in den Entwicklungen ein strukturelles Problem: „Seit nun mittlerweile über 10 Jahren verschärft sich in Anbetracht steigender Mieten und Wohnungskosten die Wohnungskrise für Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen. Dabei offenbart sich erneut, dass die private und gewinnorientierte Wohnungswirtschaft nicht in der Lage ist, die Wohnungsfrage zu lösen und den drängenden sozial-ökologischen Herausforderungen angemessen zu begegnen.“

Seiner Ansicht nach sei ein grundlegender Wandel der Eigentümerstrukturen notwendig – mit einer stärkeren Rolle von öffentlichen, gemeinnützigen und genossenschaftlichen Wohnungsanbietern.

Hintergrund: Wohnungsmarkt weiter unter Druck

Der Vonovia-Halbjahresbericht zeigt: Trotz steigender Zinsen und schwieriger Marktbedingungen bleibt das Unternehmen profitabel. Gleichzeitig verschärft sich die Wohnungskrise in vielen Städten. Sozialverbände und Mieterorganisationen fordern deshalb mehr politischen Druck auf große Immobilienkonzerne, um Mietsteigerungen und Nebenkostenexplosionen einzudämmen.

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