
Es ist Ferienzeit in Deutschland. Während für viele Strand, Flugzeug und Sommerurlaube fest zum Jahresplan gehören, wächst die Zahl der Menschen, die sich keinen Urlaub leisten können. Für sie bedeuten die Sommerferien nicht Erholung, sondern zusätzliche Belastung.
„Wer sich keinen Urlaub leisten kann, bleibt oft außen vor. Armut trennt – auch vom Alltag der anderen. Die Ferienzeit macht diese Trennung nur sichtbarer“, sagt Jule Kerk. Sie ist Künstlerin, systemische Beraterin und gemeinsam mit ihrem Mann Christian Kerk, Förderschullehrer und systemischer Berater, Gründerin der Initiative „Urlaub für alle“.
Die beiden setzen sich dafür ein, dass Urlaub als Teilhabe verstanden wird. „Urlaub ist nicht nur Luxus, sondern auch Entlastung, Begegnung, Würde. Wer nie rauskommt, hat kaum die Chance, durchzuatmen – erst recht in prekären Familiensituationen“, betont Jule Kerk.
Besonders betroffen sind Alleinerziehende. Nadine S. aus Berlin ist Mutter zweier Kinder im Alter von zwei und acht Jahren. Sie lebt mit geringem Einkommen und ist auf familiäre Unterstützung angewiesen:
„Die Schulferien meiner älteren Tochter bekomme ich nur mit Hilfe meiner Eltern überbrückt – die sind aber eigentlich selbst noch berufstätig. In den Schulhort geht meine Tochter ungern, weil kaum andere Kinder dort sind. Es tut weh, zu sehen, dass andere Familien offenbar nicht so darauf angewiesen sind.“
Kostenlose Ferienprogramme seien in der Hauptstadt eine große Hilfe, erzählt sie:
„Meine Tochter darf in diesem Sommer eine Woche lang zum Zirkus. Ohne die vielen kostenlosen Angebote hier wäre ich völlig aufgeschmissen – keine Ahnung, wie das Alleinerziehende in Kleinstädten machen.“
An Urlaub für sich selbst könne sie gar nicht denken: „Auch wenn ich ihn eigentlich dringend bräuchte.“
Die Initiative fordert deshalb nicht nur mehr finanzielle Unterstützung, sondern auch eine Infrastruktur, die Teilhabe und Zugehörigkeit ermöglicht. „Politik müsste Sorgearbeit, psychische Gesundheit, Inklusion und die Entwicklungschancen von Kindern systematisch mitdenken – und Familien ins Zentrum rücken“, so Christian Kerk.

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