Wie aus einem Topf voll Erde ein Paradies für Wildbienen wird

Wildbiene (über Alain de Maximy)
Wildbiene (über Alain de Maximy)

Wo es summt und blüht, ist das Leben intakt. Doch das Summen wird leiser – und mit ihm verschwindet eine Vielfalt, die für unser Ökosystem unverzichtbar ist. Insektensterben ist längst kein Randthema mehr. Doch die gute Nachricht: Jeder kann etwas tun. Nicht irgendwo im fernen Naturschutzgebiet, sondern direkt vor der Haustür. Der Biologe und Wildbienenexperte Tom Strobl zeigt, wie man schon mit einem Topf Erde zur Rettung der Artenvielfalt beitragen kann.

„Es braucht nicht viel“, sagt Strobl. „Ein sonniges Eckchen im Garten oder ein großer Topf auf dem Balkon, hochwertiges Saatgut – und Geduld.“ Denn wer glaubt, nach der Aussaat innerhalb weniger Wochen ein Blumenmeer zu sehen, wird enttäuscht. Im ersten Jahr dominiert meist das sogenannte Beikraut. Erst im zweiten Frühjahr kommen die wahren Stars: mehrjährige Wildblumen wie Margeriten, Witwenblumen oder Flockenblumen, die dann verlässlich Jahr für Jahr blühen.

Warten lohnt sich – für Mensch und Tier

Wenn sich die Wildblumen erstmal etabliert haben, blühen sie über mehrere Jahre hinweg. Die Vorteile liegen auf der Hand – im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur erfreuen sich Gartenbesitzer an einer farbenfrohen Blütenpracht, auch unzählige Insektenarten profitieren davon. „Wildbienen nutzen etwa markhaltige, abgestorbene Stängel, um ihre Eier darin abzulegen. Sie überwintern dort“, erklärt Strobl.

Das Besondere: Diese sogenannten Mikrohabitate entstehen ganz automatisch, wenn man die Blühflächen naturnah pflegt – also nicht zu oft schneidet, kein Gift einsetzt und der Natur ein wenig Raum lässt.

Vier goldene Regeln für Wildblumen-Einsteiger

  1. Auf Qualität setzen: Die Mischung sollte aus regional gewonnenem, genetisch vielfältigem Saatgut bestehen – mit Arten, die zu verschiedenen Jahreszeiten blühen.
  2. Mehrjähriges bevorzugen: Viele Arten brauchen länger, bleiben dafür aber treu und pflegeleicht.
  3. Pflege nicht vergessen: Beikraut regelmäßig entfernen, Boden vorbereiten, Rückschnitte durchführen.
  4. Geduld haben: Die schönsten Blüten lassen auf sich warten – und das ist gut so.

Saatgut ist nicht gleich Saatgut

Ein besonderer Fokus liegt auf dem richtigen Saatgut. „Viele Supermarkt-Mischungen sehen schön aus, sind aber ökologisch wertlos“, warnt Strobl. Die Gründe: zu wenige Arten, nicht standortgerecht, oft nicht heimisch. Dabei gibt es mittlerweile hochwertige Mischungen mit bis zu 30 verschiedenen Wildpflanzen – ideal für ein bis drei Quadratmeter bunter Vielfalt.

„Schon eine einzige Blume kann ein Festmahl für viele Insekten sein“, sagt Strobl. Wer also den Platz für einen Topf oder ein Beet hat, kann mithelfen, unsere Städte und Dörfer in blühende Lebensräume zu verwandeln – und dabei noch die eigene Lebensqualität steigern. Denn wo es summt und brummt, ist die Welt ein Stück lebendiger.

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