Reiseziel oder Menschenmeer? So navigierst du gekonnt durch das Overtourism-Dilemma

Overtourism im Vatikan (über paologallophoto)
Overtourism im Vatikan (über paologallophoto)

Sommer, Sonne, Strand – und Menschenstau! Wo früher entspannte Urlaubsidylle lockte, drängen sich heute Scharen von Touristen. Überfüllte Strände, endlose Schlangen vor Sehenswürdigkeiten und spürbar steigende Lebenshaltungskosten für Einheimische sind die Schattenseiten unseres Fernweh-Booms. Overtourism ist längst keine Randerscheinung mehr.

Doch beeinflusst dieses Phänomen wirklich deine Urlaubspläne? Und wie solltest du dich am besten beraten lassen oder selbst beraten? Ein Blick in die Umfrage der „Quality Travel Alliance“ (QTA) gibt Aufschluss – und liefert wertvolle Tipps für entspannteres Reisen.

Wie stark spielt Overtourism bei deiner Zielwahl eine Rolle?

Nur ein Viertel der befragten Reiseprofis berichtet, dass ihre Kunden Overtourism stark bis eher stark in die Entscheidung einbeziehen. Das bedeutet: Wenn du ein klassisches Urlaubsziel ins Auge fasst, kann es durchaus sein, dass dein Reisebüro dich auf die Besuchermassen und mögliche Engpässe hinweist. Trotzdem zeigt die Umfrage, dass die Mehrheit von 60 Prozent Overtourism lediglich als Randfaktor wahrnimmt. Preis und Klima stehen nach wie vor ganz oben auf der Liste. Und 15 Prozent der Berater sehen überhaupt keinen Einfluss – in ihrem Kundenkreis spielt das Thema also bislang keine Rolle.

Tipp: Mach dir bewusst, welche Prioritäten dir wirklich wichtig sind. Wenn du dein Traumziel zu überlaufen findest, lohnt sich ein Blick auf weniger bekannte Alternativen oder die Nebensaison. Dort genießt du oft ähnliche Highlights bei mehr Ruhe und meist günstigeren Preisen.

Buchungsänderungen: Ausnahme oder Alltag?

Laut QTA meiden nur acht Prozent der Reisenden bewusst ein Reiseziel, weil es als überlaufen gilt. Das heißt, eine bewusste Entscheidung gegen eine Destination bleibt die Ausnahme. Rund 47 Prozent der befragten Reiseprofis berichten von vereinzelten Fällen, in denen Reisende nach einer Alternative gefragt haben. Und 45 Prozent haben noch nie erlebt, dass Overtourism der Grund für eine Stornierung oder Umbuchung war.

Impuls: Informiere dich vorab online über aktuelle Erfahrungsberichte oder Social-Media-Gruppen. Ein kurzer Blick auf Bewertungen und Besucherzahlen kann dir helfen, unangenehme Überraschungen zu vermeiden und trotzdem dein Wunschziel zu genießen.

Blick in die Zukunft: Steigt dein Problembewusstsein?

Nur zehn Prozent der QTA-Experten erwarten, dass die Relevanz von Overtourism in den kommenden Jahren deutlich zunimmt. Weitere 32 Prozent gehen davon aus, dass bestimmte Zielgruppen – vor allem umweltbewusste oder sozial sensibilisierte Reisende – ihre Entscheidungen zunehmend nach dem Grad der Überlastung ausrichten werden. Für dich bedeutet das: Wenn dir nachhaltiges Reisen wichtig ist, solltest du das Thema jetzt auf dem Schirm haben, bevor es zum Mainstream wird.

Tipp: Sprich Overtourism beim nächsten Beratungsgespräch an und frage gezielt nach nachhaltigen Alternativen. Viele Reisebüros können dir dann Optionen wie weniger frequentierte Routen oder Ausflüge abseits des Massentourismus empfehlen.

Verantwortungsvoll planen statt moralisieren

QTA-Sprecher Thomas Bösl betont, dass es nicht um moralischen Druck gehe, sondern um differenzierte Information und bewusste Entscheidungen. Wenn du dich informiert und Rücksicht nimmst, entsteht ein positiverer Umgang mit Reiseregionen – ohne schlechtes Gewissen, aber mit vollem Bewusstsein.

Dein Beitrag: Setze bei der Reiseplanung auf Transparenz und Offenheit. Frag dein Reisebüro nach Tipps, wie du Besucherspitzen umgehst oder zu weniger frequentierten Zeiten Sehenswürdigkeiten erlebst. So genießt du entspannt deinen Urlaub und nimmst gleichzeitig Rücksicht auf Einheimische und Umwelt.

Tourismus als Teil der Lösung

Damit Tourismus für alle funktioniert, schlägt die QTA vor, mehr Wert für Einheimische zu schaffen. Ermäßigungen für Anwohnende, Investitionen in lokale Infrastruktur und Kulturangebote können die Akzeptanz erhöhen. Allerdings verbietet EU-Recht „Einheimischenrabatte” in der Form, dass nur Staatsangehörige bevorzugt werden, weshalb solche Angebote immer für alle EU-Bürger gelten müssen. Um Menschenströme besser zu lenken, eignen sich zeitlich gestaffelte Tickets, tägliche Besucherlimits oder digitale Reservierungen – das entschärft Peak-Zeiten und sorgt für mehr Qualität beim Sightseeing.

Deine Checkliste: Prüfe vorab, ob das von dir gewählte Highlight ein digitales Reservierungs- oder Zeitslot-System nutzt. Plane deinen Besuch früh morgens oder später am Nachmittag, um großen Andrang zu umgehen. Unterstütze vor Ort lokale Anbieter und achte auf nachhaltige Angebote.

Politische Maßnahmen für lebendige Städte

Ein weiterer Baustein im Kampf gegen Overtourism ist der Schutz von Wohnraum. Städte wie Barcelona und Palma de Mallorca haben bereits Beschränkungen bei der kurzfristigen Vermietung von Ferienwohnungen eingeführt, um spekulativen Entwicklungen entgegenzuwirken und Mieten zu stabilisieren. Solche Regulierungen sichern langfristig bezahlbaren Wohnraum für Einheimische und fördern ein ausgewogenes Miteinander von Bewohnern und Touristen.

Fazit

Overtourism ist kein Grund, völlig auf deinen Traumurlaub zu verzichten – aber ein wichtiger Aspekt, den du in deine Planung einbeziehen solltest. Informiere dich aktiv, sprich das Thema an und nutze smarte Strategien, um Peak-Zeiten und überlaufene Hotspots zu umgehen. So genießt du deine Reise in vollen Zügen und trägst gleichzeitig dazu bei, dass Urlaubsdestinationen lebendig und lebenswert bleiben.

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