
Immer mehr deutsche Studierende streichen renommierte Automobilkonzerne von ihrer Wunschliste: In der aktuellen Erhebung der „Universum“ verlieren Unternehmen wie Volkswagen und Tesla dramatisch an Anziehungskraft. Hintergrund ist der Abbau tausender Stellen, der nicht nur in Wirtschaftswissenschafts-Studiengängen, sondern auch im Ingenieurwesen deutliche Spuren hinterlässt.
Porsche bleibt Leuchtturm in der Krise
Während Volkswagen in den Wirtschaftswissenschaften um 14 Plätze und in den Ingenieurstudiengängen um sechs Ränge abrutscht – und damit nicht mehr zu den Top 10 gehört –, kann Porsche seinen Spitzenplatz verteidigen. Das Traditionsunternehmen punktet laut Universums Deutschlandchef David Falzon mit seinem klar gezeichneten Lifestyle-Image und gekonntem Employer-Marketing rund um Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Studierende empfinden Porsche inzwischen als die modernere Alternative zu Konzernen, die aktuell mit negativen Schlagzeilen kämpfen.
Defensive Flügel: Rüstung und Raumfahrt im Aufwind
Ein Lichtblick für Bewerber im technischen Bereich: Die Verteidigungs-, Luft- und Raumfahrtbranche legt im Studentenranking um 1,6 Prozent zu. Vorreiter ist Rheinmetall, das im Ingenieurwesen-Ranking um sieben Plätze klettert und erstmals unter die Top 10 vorstößt. IT-Studierende stufen das Unternehmen gar um 19 Plätze höher ein. Der Ukraine-Krieg hat das Thema nationale Sicherheit in den gesellschaftlichen Mittelpunkt gerückt – und mit ihm den Ruf von Firmen, die an KI-, Robotik- und Sensorik-Technologien forschen.
Banken feiern größten Image-Sprung
Mit einem Zuwachs von 1,9 Prozent liegt die Finanzbranche an der Spitze aller Gewinner. Digitalisierungsoffensiven, Start-up-Partnerschaften und grüne Finanzprodukte tragen zu einem modernen Image bei. In unruhigen Zeiten gelten Banken für Studierende wieder verstärkt als Garant für Stabilität – zumal attraktive Einstiegsgehälter und transparente Karrierepfade locken.
Dicht dahinter folgt der Bereich Accounting und Wirtschaftsprüfung (+1,5 Prozent). Deloitte, EY, KPMG und PwC investieren massiv in Universitätsmarketing, um betriebswirtschaftlichen Bedarf an planbaren Karriereverläufen und vermeintlicher Jobsicherheit zu bedienen.
Die Hitliste der Wunscharbeitgeber
In den vier Fachrichtungen bleiben die Spitzenplätze weitgehend stabil. Ein Überblick über die Top 5:
Rang | Wirtschaftswissenschaften | Ingenieurwesen | IT | Naturwissenschaften |
---|---|---|---|---|
1 | Porsche | Porsche | Max-Planck-Gesellschaft (↑1) | |
2 | Mercedes-Benz Group | Siemens (↑2) | Apple (↑1) | BioNTech (↓1) |
3 | BMW Group | BMW Group (↓1) | Microsoft (↓1) | Fraunhofer-Gesellschaft (↑1) |
4 | Apple | Mercedes-Benz Group | Porsche | Bayer (↓1) |
5 | Audi | Audi | SAP (↑2) | Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) |
„Weiche“ Faktoren rücken in den Fokus
Traditionelle Kriterien wie Gehalt und Prestige verlieren an Bedeutung: Erstmals führen „Respekt für die Mitarbeitenden“ (59 Prozent) und „Wohlbefinden der Mitarbeitenden“ (51 Prozent) die Liste der Top-Arbeitgebereigenschaften an. Flexibles Arbeiten und Work-Life-Balance stehen hoch im Kurs – ein deutlicher Spiegel gesellschaftlicher Diskussionen über psychische Gesundheit und emotionale Sicherheit.
Studierende und die (KI-)Zukunft der Arbeit
Ein großer Konsens herrscht zum Thema Künstliche Intelligenz: 86 Prozent der Frauen und 91 Prozent der Männer blicken positiv oder neugierig auf KI im Job. Auffällig ist jedoch eine Alters- und Fachdifferenz: Jüngste Studiengruppen (16–19 Jahre) verfügen seltener über KI-Know-how als ältere, Ingenieurstudierende bilden hier jedoch eine Ausnahme – was auf Lücken in den Lehrplänen hindeutet. Zudem zeigen sich Frauen neugieriger, Männer jedoch insgesamt optimistischer gegenüber KI.
Die „Universum“-Studie 2025 zeichnet ein Bild im Wandel: Während traditionelle Schwergewichte der Autobranche unattraktiv werden, punkten Unternehmen mit klaren Zukunftsbildern – sei es in der Luxusmobilität, bei digital-finanziellen Innovationen oder in sicherheitstechnischen Hightech-Feldern. Doch eines gilt branchenübergreifend: Eine starke, authentische Arbeitgebermarke und das Bekenntnis zu menschlichen Werten sind heute wichtiger denn je, um junge Talente für sich zu gewinnen.

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