Zwischenzeugnis: Das unterschätzte Karriere-Werkzeug

Arbeitnehmerin (über seb_ra)
Arbeitnehmerin (über seb_ra)

Viele Arbeitnehmer verbringen Jahre – manchmal Jahrzehnte – im selben Unternehmen, ohne jemals ein Zwischenzeugnis anzufordern. Dabei ist genau dieses Dokument ein wichtiges Instrument zur eigenen beruflichen Entwicklung. Es dokumentiert Leistungen, stärkt die Verhandlungsposition und schützt vor dem Vergessen von Erfolgen.

Was ist ein Zwischenzeugnis?

Ein Zwischenzeugnis ist eine offizielle Leistungs- und Tätigkeitsbeschreibung, die während eines laufenden Arbeitsverhältnisses ausgestellt wird. Inhaltlich ähnelt es dem Endzeugnis, das beim Austritt aus dem Unternehmen ausgegeben wird. Es hält fest, welche Aufgaben man übernommen hat, wie gut man sie erfüllt hat und wie das Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden eingeschätzt wird.

Warum ist ein Zwischenzeugnis wichtig?

Viele lassen es erst erstellen, wenn sie kündigen wollen – und verschenken damit wertvolle Vorteile:

  • Leistung schriftlich festhalten: Arbeitsleistungen und Erfolge werden dokumentiert, solange sie noch präsent sind.
  • Bessere Verhandlungsmöglichkeiten: Bei Beförderungen oder Gehaltsgesprächen schafft das Zwischenzeugnis eine sachliche Grundlage.
  • Risikominimierung bei Führungswechseln: Wechselt die Führungskraft oder das Team, kann Wissen über Leistungen verloren gehen – das Zwischenzeugnis sichert den bisherigen Stand ab.

Ein Zwischenzeugnis ist deshalb keine „Absichtserklärung zum Gehen“, sondern ein professioneller Schritt, um die eigene Karriere aktiv zu gestalten.

Wann ist der richtige Moment?

Ein sinnvolles Zeitfenster: alle fünf bis zehn Jahre – oder immer dann, wenn sich Rahmenbedingungen ändern:

  • neue Aufgaben oder Projekte
  • Beförderung oder Teamwechsel
  • Wechsel der Führungskraft
  • Unternehmensumstrukturierungen

Wer zu lange wartet, läuft Gefahr, dass Leistungen im Rückblick verwischen oder verklärt werden.

Was gehört hinein?

Ein vollständiges und seriöses Zwischenzeugnis enthält:

  • Angaben zu Person und Arbeitgeber
  • Beginn des Arbeitsverhältnisses, Stationen und Positionen
  • eine klare Beschreibung der Aufgabenbereiche
  • eine Bewertung von Leistung, Fähigkeiten und Verhalten
  • eine offizielle Unterschrift

Wichtig: Zeugnisse müssen wahrheitsgemäß und wohlwollend formuliert sein. Verschlüsselte „Zeugniscodes“ sind unzulässig.

Rechtliche Grundlage

Beschäftigte in Deutschland haben das Recht, jederzeit ein Zwischenzeugnis zu verlangen – ohne Angabe eines Grundes. Wenn Formulierungen unklar oder zu flach erscheinen, kann und darf man Korrekturen vorschlagen.

Fazit: Proaktiv handeln

Ein Zwischenzeugnis ist nicht nur für Bewerbungen relevant, sondern ein strategisches Dokument zur Sicherung der eigenen beruflichen Entwicklung. Wer es frühzeitig anfordert, schützt sich vor Informationsverlust – und stärkt die eigene Position für die Zukunft.

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