Wir Menschen sind schon erstaunlich: Da rollt die größte technologische Umwälzung seit der Industrialisierung auf uns zu – und die Reaktion vieler lautet: „Ach, das betrifft bestimmt nicht meinen Job.“ Natürlich nicht. Während Amazon laut geleakter Unterlagen mal eben 600.000 Menschen durch Roboter ersetzen möchte, lehnt man sich hierzulande entspannt zurück und denkt: „Bei uns wird bestimmt alles so bleiben wie jetzt. Irgendwie. Irgendwer wird das schon regeln.“ Spoiler: Nein.
Die KI ist nicht „bald“ ein Problem – sie ist schon lange da.
Und sie frisst. Ganz ohne schlechtes Gewissen. Aber statt einmal ehrlich darüber zu sprechen, welche Jobs als erstes dran sind, beruhigen wir uns mit Phrasen wie: „Der Mensch bleibt immer unersetzlich.“ Gut. Dann schauen wir uns doch kurz an, welche Menschen zuerst „immer unersetzlich“ waren:
- Datenerfasser: „Kann man doch nicht automatisieren!“ Doch. Konnte man. Macht Excel schneller. Wer nur Zahlen tippt, tippt bald gar nichts mehr.
- Telemarketing: „Menschen kaufen von Menschen!“ Ja. Aber sie legen seltener auf, wenn ein Bot anruft. Und der Bot nimmt Kritik nicht persönlich. Win-Win.
- Kundendienst: „Service ist Gefühl!“ ChatGPT hat inzwischen mehr Geduld als 73 % der Bevölkerung. Und braucht keine Raucherpause.
- Kassierer: Selbstscanner. Und der Kunde macht’s sogar freiwillig.
- Korrektoren: Die KI schreibt inzwischen bessere Sätze als 80 % der LinkedIn-User. Und sie jammert dabei nicht über Deadlines.
- Rechtsanwaltsfachangestellte: Legal Tech automatisiert Dokumente. Die KI kann keine Empathie. Aber ganz ehrlich: musste sie hier jemals?
- Buchhalter: Automatisierte Buchungssysteme. Wenn Excel weint, weint niemand zurück.
- Fast-Food-Mitarbeiter: Roboter braten Burger präziser und brennen nicht durch. Nicht einmal an Silvester.
- Lagerarbeiter: Sensorik + Förderroboter + 24/7. Die KI hat keine Bandscheibenvorfälle.
- Marktforschungsanalysten: Datenmodelle können heute Trends lesen, bevor Menschen das Gefühl dazu entwickeln. Und sie scrollen nicht zwischendurch auf Instagram.
Die Pointe?
Es geht nicht darum, ob KI Jobs ersetzt. Das passiert bereits. Jeden Tag. Leise. Effizient. Ohne Dramaturgie. Die eigentliche Frage ist: Wer passt sich an? Und wer wartet, bis man ihm den Stuhl wegzieht? Denn während wir über „Künstliche Intelligenz“ diskutieren, stellt sich dieselbe gerade leise die viel entscheidendere Frage: „Welche menschliche Dummheit kann ich als nächstes optimieren?“ Und sie hat schon eine Liste. Mit Namen.
Also gut. Und was jetzt?
Sich hinsetzen und hoffen, dass das Wesen aus Code plötzlich Mitgefühl entwickelt? Oder dass die Politik rechtzeitig reagiert? Die gute Nachricht: Wer lernt, steuert. Heißt konkret: Nicht „Ist mein Job bedroht?“ fragen. Sondern: Welche Teile meiner Arbeit kann KI heute schon? Und was bleibt übrig, das nur ich kann? Das ist der Unterschied zwischen: Person, die von ChatGPT ersetzt wird und Person, die ChatGPT benutzt, um zehnmal schneller zu sein.
Oder einfacher gesagt: Es gibt zwei Arten von Arbeitsplätzen:
- Diejenigen, die mit KI arbeiten.
- Diejenigen, die von denen ersetzt werden, die mit KI arbeiten.
Und nein – das ist nicht „zynisch“. Das ist Realität in Echtzeit. Also: Nicht warten, bis der Chef sagt: „Wir brauchen Sie nicht mehr – die Software macht das jetzt.“ Sondern selbst sagen: „Ich arbeite jetzt so, dass die Software mich ergänzt – nicht ersetzt.“ Denn die KI kommt nicht, um zu helfen. Sie kommt, um zu sortieren. Und wir entscheiden jetzt, auf welcher Seite der Sortierung wir stehen. Noch.


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