Social-Media-Verbot für Jugendliche? Warum ein radikaler Bann der falsche Weg ist

Social Media-Nutzung (über Finn Hafemann)
Social Media-Nutzung (über Finn Hafemann)

Die Debatte um ein mögliches Social-Media-Verbot für Minderjährige kocht hoch. Was zunächst nach einem Schutzschild für junge Menschen klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als gefährlicher Irrweg. Ein generelles Verbot würde nicht nur Grundrechte beschneiden, sondern auch die eigentlichen Probleme unangetastet lassen.

Soziale Medien prägen längst den Alltag Jugendlicher – mit allen Chancen und Risiken. Wer den Zugang kategorisch verwehrt, verdrängt die Realität. Die Schattenseiten sind unbestreitbar: manipulative Designs, toxische Vorbilder, extremistische Inhalte. Doch ein pauschaler Bann löst keine dieser Herausforderungen. Im Gegenteil: Jugendliche würden unvorbereitet in eine Welt entlassen, die sich nicht wegregulieren lässt. Der Schaden wäre größer als der Nutzen.

Der Schlüssel liegt nicht im Abschalten, sondern im befähigen. Konsequente Kontrolle der Anbieter, klare Regeln gegen manipulative Methoden und eine ernsthafte Förderung von Medienkompetenz sind die wirksamen Hebel. Schulen spielen dabei eine zentrale Rolle: Nur dort lässt sich wirklich jeder Jugendliche erreichen. Pädagogische Begleitung, kritische Aufklärung und transparente Regeln würden nachhaltigen Schutz schaffen – und gleichzeitig den selbstbestimmten Umgang mit digitalen Plattformen stärken.

Ein Verbot wäre nicht nur ein Eingriff in Meinungs- und Informationsfreiheit, sondern auch ein demokratiepolitisches Eigentor. Denn Social Media ist längst auch ein Raum politischer Bildung, sozialer Vernetzung und kulturellen Austauschs. Statt Abschottung braucht es mündige Nutzer. Die Debatte sollte deshalb nicht lauten: Wie entziehen wir Jugendlichen Social Media? Sondern: Wie machen wir sie stark genug, damit Social Media ihnen dient – und nicht umgekehrt?

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