
Wir leben im Zeitalter der endlosen Möglichkeiten – und genau das macht uns beziehungsunfähig. Dating-Apps versprechen dir Liebe, liefern dir aber vor allem eins: die Illusion, dass hinter dem nächsten Swipe etwas Besseres wartet. Psychologe und Dating-Coach Dr. Guido F. Gebauer bringt es auf den Punkt: „Das gesamte Online-Dating steht auf dem Kopf – und muss wieder auf die Füße gestellt werden. Beziehungen entstehen nicht durch Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit, sondern durch Innehalten, Verbindlichkeit und Konzentration auf eine einzige Person.“
Das Problem: Dein Gehirn ist süchtig nach Vergleichen. Das ständige Swipen und Scrollen aktiviert Bewertungsmechanismen, die dich kritischer, wählerischer – und oberflächlicher machen. Ein Profil, das dich eigentlich interessieren könnte, wirkt nach drei weiteren Swipes nur noch mittelmäßig. Potenzial? Verpufft. Noch bevor du überhaupt ein echtes Gespräch beginnst.
Wir erleben damit den größten Dating-Widerspruch unserer Zeit: Noch nie war es so einfach, jemanden kennenzulernen – und noch nie waren so viele Menschen trotz klarer Beziehungswünsche dauerhaft allein.
Gebauer fordert ein radikales Umdenken: Weniger Profile ansehen, Parallelkontakte vermeiden, schnell raus aus der App ins echte Leben und das Dating sofort beenden, sobald eine echte Verbindung entsteht. Klingt streng? Ja. Aber alles andere ist Selbstsabotage. Denn wer beim Kennenlernen schon den nächsten Swipe im Hinterkopf hat, wird nie ganz im Moment sein – und keine echte Nähe zulassen.
Die Wahrheit ist hart: Deine endlosen Optionen machen dich beziehungsunfähig. Wer wirklich eine Partnerschaft will, muss aufhören, ständig „offen“ zu bleiben. Liebe braucht Fokus – und den Mut, alles andere auszublenden.

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