Verantwortung in der Hungerkrise – zwischen Moral und Macht

Hungernder Mensch (über hosnysalah)
Hungernder Mensch (über hosnysalah)

Rund 733 Millionen Menschen weltweit leiden an chronischem Hunger – das ist jeder elfte Mensch. Diese erschütternde Zahl aus dem Jahresbericht 2024 der Welthungerhilfe ist kein bloßer Zufall. Sie ist das Ergebnis politischer Entscheidungen, globaler Ungleichheit und einer Weltwirtschaft, die für viele tödlich endet.

Die Ursachen des Hungers sind strukturell: Klimakrise, Kriege und Schuldenlast reißen Millionen Menschen in Armut und Unsicherheit. Besonders dramatisch ist die Entwicklung seit 2019 – 152 Millionen zusätzliche Betroffene. Hunger entsteht heute nicht mehr durch Missernten allein, sondern durch zerstörte Versorgungswege, politische Blockaden und ein Finanzsystem, das dem Profit Vorrang vor Menschenrechten einräumt.

Ein Blick auf die globale Schuldenkrise zeigt, wie fatal dieser Mechanismus wirkt. Wenn Regierungen auf Druck internationaler Institutionen Subventionen für Grundnahrungsmittel streichen müssen, um Gläubiger zu bedienen, trifft das die Ärmsten zuerst. Die politische Referentin Malina Stutz bringt es auf den Punkt:

„Schuldenkrisen gefährden die Verwirklichung sozialer Menschenrechte – darunter das Recht auf ausreichende Ernährung und Freiheit von Hunger.“

Ghana, Sri Lanka und Kenia stehen exemplarisch für diesen Teufelskreis. Die Lösung liegt nicht in technokratischen Sparprogrammen, sondern in politischen Entscheidungen mit moralischer Substanz. Schulden müssen dann gestrichen werden, wenn sie das Überleben bedrohen – und zwar unabhängig von der Zustimmung der Gläubiger.

Noch dramatischer ist die Lage im Gazastreifen. Hier verhungern Menschen, weil ihnen Hilfe bewusst verweigert wird. Der Nahost-Experte Christoph Bongard berichtet:

„Der Hunger in Gaza ist akut lebensgefährlich für eine halbe Million Menschen, viele davon Kinder.“

Wer angesichts dieser Worte wegschaut, macht sich mitschuldig. Die israelische Regierung trägt gemäß Völkerrecht Verantwortung – ebenso wie die internationale Gemeinschaft, die die Blockadepolitik duldet.

Besonders beschämend ist die Haltung der deutschen Bundesregierung. Während andere Staaten öffentlich ein Ende des Krieges und Zugang für humanitäre Hilfe fordern, schweigt Berlin. Deutschland muss handeln – für Gaza, für überschuldete Staaten im Globalen Süden, für eine gerechtere Weltordnung. Der Hunger ist nicht nur eine Folge von Not – er ist das sichtbare Symptom eines politischen Versagens. Und dieses Versagen beginnt nicht in Gaza oder Accra – sondern auch in Berlin, Brüssel und Washington.

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