Urlaubsabzocke mit System: Wenn das Ticket in die Falle führt

Eiffelturm (über RyanKing999)
Eiffelturm (über RyanKing999)

Ob Eiffelturm, Sagrada Família oder das Kolosseum – Europas Sehenswürdigkeiten sind gerade in der Ferienzeit ein Touristenmagnet. Doch wo viele Menschen sind, sind Trickbetrüger oft nicht weit. Immer häufiger landen Reisende bei der Online-Suche nach Eintrittskarten auf Seiten, die zwar kassieren, aber entweder keine Tickets liefern, stark überhöhte Preise verlangen – oder sogar versteckte Abofallen stellen.

Die Urlaubsfreude ist dahin, das Geld oft auch. Beim Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ) Deutschland mehren sich die Beschwerden. Die perfide Masche dahinter ist ein europaweites Phänomen – und hat System.

„Diese Betrugsmasche ist nicht plump – sondern juristisch getarnt. Genau das macht sie so schwer angreifbar.“, sagt Alexander Wahl, Jurist beim EVZ Deutschland.

Täuschend echt, aber teuer: Wie Drittanbieter Reisende austricksen

Der Online-Ticketkauf gehört für viele Reisende längst zum Standard. Statt sich vor Ort in lange Schlangen zu stellen, buchen viele ihre Eintrittskarten bequem im Voraus. Doch wer nicht direkt auf der offiziellen Website des Veranstalters landet, begibt sich auf unsicheres Terrain.

Denn häufig führen Google-Suchen nicht zu den echten Seiten, sondern zu täuschend echt gestalteten Drittanbieter-Websites. Diese erscheinen oft ganz oben in den Suchergebnissen – als bezahlte Anzeigen. Der Unterschied ist für Laien kaum zu erkennen, die Domains wirken seriös, das Design ähnelt dem Original. Genau das ist beabsichtigt.

Das Ergebnis: Überteuerte Preise, zweifelhafte Leistungen – oder gar keine Tickets. Statt der versprochenen Tour durch das Innere der Sehenswürdigkeit gibt es eine improvisierte Führung außerhalb. Oder einfach nur Funkstille.

Wenn der Urlaub ins Leere läuft

Die typischen Beschwerden beim EVZ zeigen ein wiederkehrendes Muster: Nach der Bezahlung passiert erstmal nichts. Kein Ticket, keine Bestätigung. Viele hoffen, dass die Buchung noch durchgeht – und stehen dann vor verschlossenen Türen. Andere erhalten zwar eine Absage, aber keinen Cent zurück.

Stattdessen wird ein Ersatztermin angeboten – Wochen später. Für die meisten schlicht unbrauchbar. Auf Rückforderungen reagieren die Anbieter unterschiedlich: Mal gibt es 20 Prozent zurück, mal gar nichts. Die Begründung: Für Tickets mit festen Terminen bestehe kein Widerrufsrecht. Juristisch korrekt, aber im Fall nicht gelieferter Leistungen irrelevant, wie Jurist Alexander Wahl erklärt:

„Wird ein Ticket nicht geliefert, ist das kein Rücktritt, sondern ein klarer Vertragsbruch.“

Die Abo-Falle im Kleingedruckten

Noch raffinierter wird es, wenn das System zusätzlich eine Abo-Falle integriert: Viele Nutzer registrieren sich in gutem Glauben, um ihre Tickets abzurufen – und ahnen nicht, dass sie dabei eine kostenpflichtige Mitgliedschaft abschließen. Rund 80 Euro pro Quartal werden fällig – für einen angeblichen „Line-Skip-Service“, der bevorzugten Einlass garantieren soll.

Das perfide daran: Selbst wer den Service explizit abwählt, bleibt oft nicht verschont. Nach wenigen Tagen endet die „Probezeit“, das Widerrufsrecht verfällt – und die Abbuchung läuft. Oft bemerken Betroffene den Vertrag erst mit dem Blick auf den Kontoauszug.

Dabei sind diese Abos juristisch nicht haltbar, wenn der Abschluss nicht transparent erfolgt ist. Fehlt etwa ein klar gekennzeichneter „zahlungspflichtig bestellen“-Button, ist der Vertrag anfechtbar. Doch die Realität zeigt: Ohne juristische Unterstützung ist die Durchsetzung eigener Rechte gegenüber ausländischen Anbietern nahezu unmöglich.

So schützt du dich vor der Ticketfalle:

  • Nur bei offiziellen Anbietern buchen
    Am besten direkt auf der Website der Sehenswürdigkeit oder über renommierte Reise- und Tourismusportale.
  • URL und Impressum prüfen
    Seriöse Anbieter haben vollständige Kontaktdaten. Tippfehler, generische Domains oder fehlendes Impressum sind Warnzeichen.
  • Ticketpreise vergleichen
    Deutliche Preisabweichungen – nach oben wie unten – sind verdächtig.
  • Vorsicht bei Login & Registrierung
    Keine Tickets abrufbar ohne Konto? Lieber zweimal prüfen, was man dabei unterschreibt.

Fazit: Aufmerksam klicken statt teuer zahlen

Die Tricks der Ticket-Betrüger sind so gut getarnt, dass selbst erfahrene Reisende darauf hereinfallen. Wer sicher buchen will, muss nicht nur auf das Ziel, sondern auch auf den Weg dorthin achten. Denn mit einem einzigen Klick kann aus dem Traumurlaub schnell ein teures Lehrgeld werden – und statt unvergesslicher Eindrücke bleibt am Ende nur das ungültige Abo in Erinnerung.

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