Tariftreuegesetz: Ein notwendiger Schritt für Fairness auf dem Arbeitsmarkt

Architekturbüro (über 89Stocker)
Architekturbüro (über 89Stocker)

Der Aufschrei des Bundesverbands der Freien Berufe (BFB) zum Tariftreuegesetz überrascht kaum – und dennoch greift die Kritik zu kurz. Denn was als bürokratische Last dargestellt wird, ist in Wahrheit ein überfälliger Schritt hin zu fairen Wettbewerbsbedingungen, sozialen Mindeststandards und einer funktionierenden sozialen Marktwirtschaft.

Tariftreue stärkt den sozialen Zusammenhalt

Das geplante Tariftreuegesetz setzt ein klares Signal: Wer öffentliche Aufträge erhält, muss faire Löhne zahlen und gute Arbeitsbedingungen bieten. Dass ausgerechnet dies nun als „Belastung“ dargestellt wird, spricht Bände über den Zustand mancher Branchen. Es geht nicht darum, kleine Planungsbüros zu gängeln – sondern darum, Dumping zu verhindern. Faire Bezahlung darf kein Wettbewerbsnachteil sein, sondern muss zum Standard werden. Wer öffentliche Gelder will, muss auch öffentlich legitimierte Regeln einhalten.

Der Mittelstand braucht faire Spielregeln – nicht weniger davon

Die Argumentation des BFB suggeriert, dass kleine Betriebe keine Verantwortung für soziale Mindeststandards übernehmen können. Doch das Gegenteil ist der Fall: Auch kleine Unternehmen profitieren langfristig von klaren Regeln, die Lohndumping verhindern und Qualität sichern. Wenn Großkonzerne mit schlechter Bezahlung durchkommen, leidet der Mittelstand ebenso. Tariftreue sorgt für ein Level-Playing-Field.

Tarifbindung ist kein Übel, sondern eine Stärke

Dass viele Freiberufler nicht tarifgebunden sind, ist keine Legitimation für unklare oder schwache Arbeitsbedingungen. Es ist vielmehr ein Hinweis darauf, dass die Tarifbindung in weiten Teilen der Wirtschaft gestärkt werden muss. Genau das will das Gesetz erreichen. Statt sich dagegen zu stemmen, könnten Verbände wie der BFB die Chance nutzen, eigene Branchentarife mitzugestalten.

Beteiligung braucht Zeit – aber keine Blockade

Die Kritik an der knappen Frist für Stellungnahmen ist nachvollziehbar. Doch sie darf nicht als Vorwand dienen, das gesamte Vorhaben in Frage zu stellen. Ein Gesetz wie dieses verdient intensive Debatte – aber nicht vorschnellen Widerstand aus Prinzip.

Fazit: Tariftreue ist Standortpolitik

Wer in Deutschland gute Arbeit sichern will, muss auch bereit sein, faire Regeln durchzusetzen. Das Tariftreuegesetz ist kein bürokratischer Monolith, sondern ein Werkzeug für mehr Gerechtigkeit am Arbeitsmarkt. Wer „Made in Germany“ ernst meint, darf bei Löhnen und Standards nicht die Augen verschließen – sondern muss sie gesetzlich absichern.

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