
Die Lausitz braucht neue Perspektiven – keine neuen Abhängigkeiten. Jahrzehntelang wurde hier Kohle gefördert – unter großem wirtschaftlichen, aber auch sozialem Druck. Nun den Strukturwandel mit Gaskraftwerken einzuleiten, ist eine Strategie, die auf den ersten Blick pragmatisch wirkt, langfristig aber mutlos ist.
Ja, Gas emittiert weniger CO₂ als Kohle. Ja, es kann als Brückentechnologie gelten. Aber: Brücken, die nirgendwo hinführen, nützen niemandem. Wenn der Aufbau fossiler Infrastruktur mehr politischen Willen bekommt als der Ausbau von Windkraft, Photovoltaik und Speichern, dann bleibt der Wandel ein Lippenbekenntnis.
Der wirtschaftliche Umbau Ostdeutschlands bietet die historische Chance, ein Modell für die klimaneutrale Zukunft zu schaffen – dezentral, digital, demokratisch. Stattdessen entsteht der Eindruck, als wolle man alte Abhängigkeiten nur durch neue ersetzen – Gasimporte statt Kohleförderung.
Die Region braucht klare und verbindliche Investitionen in nachhaltige Energieprojekte: moderne Windparks, großflächige Solarfelder, kommunale Beteiligung, schnelle Genehmigungsverfahren, Netzausbau und vor allem: Planungssicherheit. Nur so kann Akzeptanz entstehen – und echte wirtschaftliche Perspektive.
Dass Ostdeutschland beim Ausbau der Erneuerbaren Energien oft abgehängt wird, ist eine Realität.
Doch sie wird nicht durch mehr fossile Infrastruktur gelöst – sondern durch Investitionen in echte Transformation.
Wenn sich die Bundesministerin jetzt zur Lausitz bekennt, muss das mehr sein als ein industriepolitischer Reflex. Energiewende bedeutet nicht, Gas mit besserem Image zu verkaufen – sondern fossile Systeme konsequent zu überwinden. Reiche trägt jetzt die Verantwortung, diese Richtung klar vorzugeben – und den Worten echte Maßnahmen folgen zu lassen. Nicht morgen.

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