
Es ist ein düsteres Bild, das sich derzeit auf dem deutschen Wohnungsmarkt abzeichnet – und mittendrin: Vonovia. Das größte Wohnungsunternehmen des Landes steht zunehmend in der Kritik. Und das nicht etwa wegen kleinerer Unstimmigkeiten, sondern wegen systematischer Fehlentwicklungen, die das Vertrauen in eine faire Wohnpolitik erschüttern. Während Mieter um ihre Existenz kämpfen, fließen staatliche Gelder wie Wohngeld und Heizkostenzuschüsse offenbar ungehindert in die Kassen eines Konzerns, der auf Rendite getrimmt ist – nicht auf soziale Verantwortung.
„Wir können das nicht mehr zahlen“, sagt Jasmina Rühl, Mieterin bei Vonovia in Berlin-Schöneberg. Ihre Heizkostenabrechnung: 11.000 Euro. Sie ist kein Einzelfall. Vielmehr steht sie exemplarisch für eine Unternehmensstrategie, die laut Maximilian Fuhrmann vom „Deutschen Mieterbund NRW“ auf eine „vielfältige Mieterhöhungsarchitektur“ setzt. Mieterhöhungen, Modernisierungszuschläge, Wärmecontracting – jedes Werkzeug scheint recht, solange es Profit generiert. Doch wer überprüft diese Rechnungen? Wer schützt die Betroffenen?
Die Antwort der Politik: ein lähmendes Schweigen. Trotz mehrfacher Appelle – an Wegner, Giffey, Luczak, Gaebler – reagiert der Berliner Senat nicht. Dabei wäre es ihre Aufgabe, zumindest die Wärmecontracting-Verträge kritisch zu prüfen. Doch stattdessen schaut man weg. Vielleicht, weil der politische Wille fehlt. Vielleicht, weil der Einfluss der Immobilienlobby zu groß ist.
Vonovia profitiert – nicht nur von der Wohnungsnot, sondern auch von der Schwäche der staatlichen Kontrolle. Wenn ein Konzern systematisch staatliche Hilfen abschöpft und gleichzeitig seine Mieter durch intransparente Nebenkosten und undurchschaubare Verträge in die Enge treibt, dann läuft etwas gewaltig schief. Es ist ein sozialer Sprengsatz, der hier tickt. Wohnraum darf keine Aktie sein. Wer in Wohnungen investiert, muss Verantwortung übernehmen – nicht nur gegenüber Aktionären, sondern vor allem gegenüber den Menschen, die dort leben.
Rühl bringt es auf den Punkt: „Die Mieten müssen runter und an die Entwicklung von Löhnen, Renten, BAföG und Bürgergeld angepasst werden.“ Doch Worte allein reichen nicht mehr. Die Zeit der wohlmeinenden Appelle ist vorbei. Was wir brauchen, ist eine radikale Kehrtwende in der Wohnungspolitik – inklusive konsequenter Regulierung, Transparenz und notfalls auch Enteignung. Denn das Vertrauen in Vonovia & Co. ist verspielt.
Solange ein börsennotiertes Unternehmen mit staatlicher Unterstützung Rendite auf Kosten sozialer Sicherheit macht, hat der Staat seine Schutzfunktion aufgegeben. Die Wohnfrage ist längst eine Gerechtigkeitsfrage. Und wenn die Politik nicht endlich handelt, dann bleibt am Ende nur noch eines: Widerstand – laut, sichtbar und unbequem.

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