
Das Statistische Bundesamt hat heute die endgültigen Zahlen der Unfallstatistik für das Jahr 2024 veröffentlicht. Mit 2.770 im Straßenverkehr Getöteten verzeichnet Deutschland einen Rückgang von rund 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr – doch die Expertin für Fahrerlaubnis, Fahreignung und Verkehrssicherheit Fani Zaneta vom TÜV-Verband warnt: „Noch immer sterben täglich acht Menschen auf unseren Straßen. Das sind zwar weniger als 2023, aber noch immer deutlich zu viele, um von einer Trendwende sprechen zu können. Sicherheit im Straßenverkehr darf kein Zufall sein, sondern braucht entschlossenes politisches Handeln.“
Schutz für schwächere Verkehrsteilnehmer weiterhin mangelhaft
Ein Großteil der Getöteten entfällt auf Fußgänger und Radfahrende: Fast zwei Drittel aller innerorts Verunglückten bewegten sich 2024 auf zwei Rädern oder zu Fuß – und damit besonders verletzlich. Hinzu kommt die alarmierende Zahl der verletzten Kinder: Im Schnitt wird alle 19 Minuten ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt. Zaneta fordert deshalb eine „moderne und verantwortungsvolle Verkehrspolitik“, die sichere Rad- und Fußwege, übersichtliche Kreuzungen und eine gerechtere Verteilung des Verkehrsraums zum Maßstab macht. Nur so könnten Städte und Kommunen Gefahrenstellen gezielt entschärfen.
Mehr Kontrollen und härtere Strafen nötig
Laut Kraftfahrt-Bundesamt gab es 2024 rund 2,4 Millionen registrierte Geschwindigkeitsverstöße – gleichzeitig die häufigste Unfallursache. Trotzdem fehle es vielerorts an ausreichender Überwachung und spürbaren Konsequenzen. „Mehr Polizeipräsenz im Straßenverkehr, höhere Bußgelder und klare Regeln sind dringend notwendig“, so Zaneta. Besonders brisant ist die Zahl der Alkoholunfälle: Fast 200 Menschen starben unter Alkoholeinfluss. Um hier gegenzusteuern, plädiert der TÜV-Verband für eine Senkung der Promille-Grenze für Medizinisch-Psychologische Untersuchungen von derzeit 1,6 auf 1,1 Promille.
Altersgerechte Mobilität im Fokus
Der demografische Wandel stellt neue Anforderungen an die Verkehrssicherheit. 40 Prozent aller Getöteten im Jahr 2024 waren älter als 65 Jahre, die meisten davon Pkw-Insassen (434 Getötete). Zaneta hebt die Bedeutung von sogenannten Rückmeldefahrten ab 75 Jahren hervor: „Sie unterstützen ältere Fahrer dabei, ihre Fahrkompetenz realistisch einzuschätzen und so mobil zu bleiben, ohne die Sicherheit zu gefährden.“
Auch bei den Radfahrenden über 65 Jahre sind die Zahlen dramatisch: 135 Senioren starben mit dem Pedelec, weitere 150 ohne Motor. Eine altersgerechte Infrastruktur mit gut erkennbaren Fahrspuren, sicheren Querungen und geschützten Radwegen sei daher unerlässlich, um Unfälle von vornherein zu vermeiden.

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