Größer, leerer, belangloser: Wie die gamescom 2025 in ihrer eigenen Gigantomanie versinkt

gamescom (über Koelnmesse GmbH/Marvin Ruppert)
gamescom (über Koelnmesse GmbH/Marvin Ruppert)

Die gamescom 2025 rüstet auf – in Quadratmetern, Ausstellenden, Marken, Buzzwords. Um ganze 11 Prozent ist die Zahl der Aussteller im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, die entertainment area wurde um eine weitere Halle erweitert, die indie area „expandiert“ – wenn auch nur auf eine halbe Halle. Die Messeleitung spricht von einem „neuen Maßstab“.

Was sie nicht erwähnt: Es ist der Maßstab einer Messe, die sich zunehmend selbst genügt – und sich in ihrer kommerziellen Überdehnung komplett von der kreativen Wirklichkeit der Spielekultur entfernt hat.

Disney+, Netflix, Call of Duty 7: Die Messe der alten Marken gibt sich ein neues Gewand – ohne Inhalt

„Die Zahlen sprechen für sich“, sagt Tim Endres, Director der gamescom. Und tatsächlich tun sie das – allerdings in einer Sprache der Reizüberflutung, nicht der Relevanz. Denn was da euphorisch als „vielfältiger denn je“ gefeiert wird, ist vor allem ein Sammelbecken der immergleichen Markenriesen: Activision, Disney+, Netflix, Paramount, Tencent, LEGO, EA, Ubisoft, Konami, SEGA. Die Teilnahme dieser Konzerne wird zur eigentlichen Botschaft – nicht die Inhalte, nicht die Spiele, nicht das, was Gaming als Medium spannend macht.

Auch Felix Falk vom Branchenverband game bläst ins selbe PR-Horn: „Ende August spielt die Games-Welt wieder auf der gamescom in Deutschland.“ Der Satz klingt wie eine Drohung. Denn das, was hier als globale Bühne für Gaming verkauft wird, ist in Wahrheit eine Bühne für Markenkommunikation.

Eine Halle mehr, ein Indie-Viertel mehr, ein Hype mehr – doch echte Spielkultur bleibt außen vor

Besonders perfide ist der Versuch, mit Begriffen wie „Expansion“ oder „größer denn je“ die Indie-Szene als Feigenblatt vorzuschieben. Die „indie area“ wächst – ja, auf eine halbe Halle. Gleichzeitig verschlingt die Showbühne der Großen neue Flächen in Halle 8. Die Indie-Szene bekommt ihre dekorative Nische – und wird so zur Staffage im PR-Zirkus der Großen degradiert.

Die angekündigten „Programmhighlights“ sind entlarvend: „The Witcher in Concert“, ein gemeinsamer Auftritt von Wargaming und Sabaton, ein Fortnite-Event mit bekannten Creators und natürlich die Enthüllung von Call of Duty: Black Ops 7 zur Opening Night Live. Es ist das immergleiche Medienspektakel mit vorhersehbarem Line-Up – ein Requiem auf echte Überraschungen.

Und weil sich selbst das schon nach zu viel Inhalt anfühlt, wird der neue „digitale Standortfinder“ beworben. In Echtzeit zeigt er, wo man sich auf der Messe gerade befindet. Eine durchaus hilfreiche Funktion – wenn man sich fragt, wie man aus dieser inhaltsleeren Kommerz-Maschine wieder herausfindet.

Die gamescom 2025 ist eine perfekte PR-Maschine. Ein Festival der Oberfläche, durchgetaktet bis ins letzte Cosplay-Panel. Wer etwas sucht, das über Klickzahlen und Markenpräsenz hinausgeht, wird in dieser aufgeblasenen Show nichts finden – außer gähnender Leere hinter noch glänzenderen Logos.

Was bleibt? Eine Erkenntnis, die schmerzt: Die gamescom wird immer größer. Und dabei erschreckend klein im Geist.

Anzeige

Über Redaktion von cozmo news 3243 Artikel
Hier schreiben und kuratieren die Redakteure der Redaktion der cozmo news

Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

Jeder Kommentar ist willkommen. Bitte beachte: Um die missbräuchliche Nutzung der Kommentarfunktion (Hassrede, Hetze, Spam, Links u. Ä.) zu verhindern, musst du deinen Klarnamen (bestehend aus Vor- und Nachname) und deine E-Mail-Adresse (E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht) angeben. Sobald dein Kommentar geprüft wurde und dieser nicht gegen die Netiquette verstößt, wird er durch die Redaktion freigeschalten und veröffentlicht.