gamescom 2025: PR-Show statt Innovationsplattform – Glitzernde Messe ohne echten Mehrwert

Gamescom (über Koelnmesse GmbH/Marvin Ruppert)
Gamescom (über Koelnmesse GmbH/Marvin Ruppert)

Mit großer Förmlichkeitsrhetorik kündigen Koelnmesse und der „game“-Verband stolz an, dass Bundesforschungsministerin Dorothee Bär am 20. August die offizielle Eröffnung der gamescom 2025 mit einem Grußwort bereichern wird. Begleitet von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst sollen die hohen Damen und Herren einen „Eindruck von den aktuellen Entwicklungen und Trends der Games-Branche“ gewinnen. Doch hinter diesem medialen Feigenblatt lauern handfeste Fragen: Was genau bringt der Auftritt einer Ministerin auf einer kommerziellen Messe, die längst selbstbewusst jenseits politischer Gunst agiert?

Zunächst wirkt es wenig glaubwürdig, wenn ausgerechnet Dorothee Bär, über deren Kompetenz im digitalen Sektor immer wieder gestritten wird, als Sprachrohr der „staatlichen Unterstützung“ präsentiert wird. Noch im Juli 2025 mangelt es an klaren Förderkonzepten, an verbindlichen Zeitplänen für Infrastruktur und Fachkräfteentwicklung sowie an einem kohärenten Masterplan für E-Sport und Games-Forschung an Universitäten. Dass diese Defizite medial mit einem feierlichen Messerundgang kaschiert werden sollen, entlarvt die ganze Aktion als reine Show: Die gamescom braucht längst keine politische Legitimation mehr, im Gegenteil, die Branche wirft seit Jahren selbstbewusst ihre Schatten voraus.

Auch die Präsenz von Hendrik Wüst wirkt eher wie ein Seitenhieb auf die eigene Politik als ein Zeichen echter Wertschätzung: Nordrhein-Westfalen, einst Vorreiter bei der Digitalisierung, hat jüngst mehrere Innovationsprojekte in der Games-Förderung auf Eis gelegt – unter dem Vorwand knapper Kassen. Nun inszeniert sich der Ministerpräsident gemeinsam mit der Bundesministerin als Partner der Kreativwirtschaft, während hinter den Kulissen Fördermittel gestrichen und bürokratische Hürden aufrechterhalten werden. Dieses Doppelkinn aus großer Bühne und kleinem politischen Willen führt zwangsläufig zu der Frage: Wem soll hier eigentlich etwas vorgemacht werden?

Wirklich skandalös aber ist der Umstand, dass man ausgerechnet eine Ministerin für Computer- und Videospiele einlädt, deren Politik schon mehrfach am realen Bedarf der Branche vorbeigeplant hat. Ob es um Regelungen zur Loot-Box-Problematik, um Jugendschutz im Online-Bereich oder um die Schaffung von Studiengängen mit klarer Ausrichtung auf Game-Entwicklung geht – ministerielle Ankündigungen verhallen meist ungehört, oder sie werden im Windschatten großer Presseevents in längst vergessener Behördensprache auf den Weg gebracht.

Abschließend bleibt festzuhalten: Die gamescom 2025 ist ohne Zweifel ein Highlight für Gamer und Entwickler gleichermaßen. Doch die pompöse Begleitung durch Dorothee Bär und Hendrik Wüst ist nichts weiter als politisches Feigenblatt. Sie dient dazu, Aufmerksamkeit zu erzeugen und die eigene Bilanz im Digitalbereich aufzupolieren, ohne echte, nachhaltige Verbesserungen für die Branche zu liefern. Wer mehr als nur freundliche Grußworte erwartet, wird an dieser Inszenierung kein Interesse haben – wohl aber an substanziellen, langfristigen Maßnahmen, die hier bis heute fehlen.

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