Von Sachsen bis Saarland: So groß ist die Stromkosten-Lücke in Deutschland

Steckdose (über Knaupe)
Steckdose (über Knaupe)

Am Küchentisch in Dresden läuft die Kaffeemaschine. Ein paar Kilometer weiter, im Wohnzimmer eines Saarbrücker Paares, summt der Fernseher, während das Smartphone am Ladegerät steckt. Solche Alltagsszenen sind es, die sich aufsummieren: Der Pro-Kopf-Stromverbrauch in Sachsen liegt mit 1.075 Kilowattstunden (kWh) jährlich deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 1.240 kWh.

Ganz anders im Saarland: Dort verbraucht jeder Mensch im Schnitt 1.365 kWh und zahlt rund 545 Euro pro Jahr – fast 300 kWh und 115 Euro mehr als sein Pendant im Osten Deutschlands.

Von Effizienz bis Gewohnheit: Die Gründe für das Nord-Süd-Gefälle

Die aktuelle Auswertung des Stromspiegels, herausgegeben von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft „co2online“, macht deutlich: Strom ist nicht gleich Strom. Neben dem reinen Verbrauch schwanken auch die Kosten erheblich. Während Sa­chen­se­r im Jahresverlauf für ihren Strom rund 430 Euro berappen, sind es im Saarland stolze 545 Euro. Ein Haushalt im Saarland zahlt damit 27 Prozent mehr für dieselbe Energie­menge wie in Sachsen.

„Der Stromverbrauch hängt nicht nur vom Verhalten ab, sondern auch von der Anzahl und der Energieeffizienz der Haushalts- und Elektronikgeräte“, erklärt Alexander Steinfeldt, Energie­experte von „co2online“. Wer den eigenen Verbrauch verstehe, könne gezielt gegensteuern – „oft mit einfachen Mitteln.“

Wo Deutschland Strom spart und wo er sprudelt

Ein Blick auf die Karte Deutschlands offenbart ein klares Bild: Am sparsamsten leben die Ostdeutschen. Nach Sachsen (1.075 kWh) folgen Thüringen (1.115 kWh) und Mecklenburg-Vorpommern (1.125 kWh). In diesen Ländern sind Altbauwohnungen häufig schlecht isoliert, doch viele Haushalte gleichen dies mit effizienter Heizungstechnik und sparsamen Geräten aus.

In den wirtschaftsstarken West- und Süd­west-Regionen schlagen hingegen höhere Verbrauchswerte zu Buche. Auf das Saarland mit 1.365 kWh folgen Rheinland-Pfalz (1.350 kWh) und Nordrhein-Westfalen (1.340 kWh). Die dichten Ballungsräume, zahlreiche Betriebe und der höhere Wohlstand erklären, warum hier mehr Strom verbraten wird – sei es für Klimaanlagen, Gaming-PCs oder smarte Haushaltshelfer.

BundeslandVerbrauch (kWh)Kosten (Euro)
Sachsen1.075430
Thüringen1.115445
Mecklenburg-Vorpommern1.125450
Sachsen-Anhalt1.150455
Berlin1.150460
Brandenburg1.165465
Hamburg1.200475
Bayern1.200480
Baden-Württemberg1.225485
Schleswig-Holstein1.235490
Deutschland1.240495
Hessen1.250500
Niedersachsen1.280510
Bremen1.280510
Nordrhein-Westfalen1.340535
Rheinland-Pfalz1.350540
Saarland1.365545

Ein Blick nach vorn: Energiesparen als Gemeinschaftsprojekt

Die Unterschiede im Stromverbrauch sind kein Naturgesetz, sondern Resultat von Infrastruktur, Gewohnheiten und politischem Willen. Bundesweite Förderprogramme für effiziente Heizungspumpen, Zuschüsse für moderne Haushaltsgeräte und lokale Energieberatungen können dazu beitragen, die Lücke zu schließen.

Doch auch im Privaten lässt sich viel erreichen: Kurze Duschen, das Ausschalten von Stand-by-Modi und der Umstieg auf LED-Beleuchtung sind nur einige der einfachen Maßnahmen, mit denen jeder sofort beginnen kann.

„Wer versteht, woher der hohe Verbrauch kommt, kann gezielt gegensteuern“, appelliert Steinfeldt. Die Technologie ist da, der Wille ist gefragt – und die Erkenntnis, dass jeder eingesparte Kilowattstunde nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das Klima schont.

Die Diskrepanz zwischen den Bundesländern ist groß – doch angesichts hoher Energiepreise und Klimaziele bietet sich hier zugleich enormes Sparpotenzial. Ein Blick auf den eigenen Stromzähler lohnt sich jetzt mehr denn je.

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