Unbeschwert unterwegs: So meisterst du einen Autounfall im Ausland

Autofahrt (über Julieta Camila Tosto)
Autofahrt (über Julieta Camila Tosto)

Stell dir vor, du und deine Familie seid im belgischen Urlaub, als eine belgische Autofahrerin beim Ausparken dein Fahrzeug touchiert und einfach weiterfährt. Du rufst die Polizei und meldest den Schaden deiner Versicherung, doch diese lehnt die Kostenübernahme mit der Begründung ab, die Schuld sei ungeklärt.

Genau in einer solchen Situation verschaffte die Vebraucherschützer des „Europäische Verbraucherzentrum (EVZ)“ Basil M. aus Schleswig-Holstein Gehör: Nur durch deren juristische Intervention ließ sich die Schuldfrage eindeutig klären, und am Ende übernahm die gegnerische Versicherung doch noch alle Kosten.

Was im Handschuhfach nicht fehlen darf

Damit du nicht ohne die wichtigen Unterlagen dastehst, solltest du den Europäischen Unfallbericht und die Internationale Versicherungskarte („Grüne Karte“) parat haben. Der Unfallbericht ist europaweit einheitlich und spart dir später eine Menge Ärger. In der Karte sind alle Versicherungsdaten deines Fahrzeugs vermerkt. Außerdem empfiehlt es sich, vor Reiseantritt wichtige Nummern wie den Zentralruf der Autoversicherer, den Schadenservice deiner Versicherung und den Pannendienst deines Automobilclubs in deinem Smartphone abzuspeichern – idealerweise fotografierst du dir auch Papierkopien der Dokumente, falls einmal kein Netz verfügbar ist.

Unfall am Urlaubsort: So gehst du vor

Hast du einen Unfall, solltest du zuerst dafür sorgen, dass alle sicher stehen – Warnweste an, Warnblinker an und das Warndreieck aufstellen. Sobald eine Person zu Schaden gekommen ist, wählst du europaweit immer die 112 und holst Hilfe. Selbst bei reinen Blechschäden solltest du in vielen Ländern die Polizei hinzuziehen, da das Protokoll vor Ort wichtige Beweismittel sichert. Tausch mit dem Unfallgegner deine Kontaktdaten, notiere dir auch Namen von Zeugen und halte die Szenerie mit Fotos und kurzen Videos fest. Anschließend füllst du den Europäischen Unfallbericht gemeinsam sorgfältig aus, beschreibst Unfallhergang und Bedingungen so präzise wie möglich und achtest darauf, dass beide Parteien unterschreiben.

Schadensregulierung im Ausland verstehen

Gehst du als Verursacher aus dem Unfall hervor, übernimmt deine Kfz-Haftpflicht die Schäden des Unfallgegners, dein eigener Schaden ist dagegen nur mit Vollkasko abgedeckt. Bist du unverschuldet betroffen, meldest du den Schaden dem Schadenregulierungsbeauftragten der gegnerischen Versicherung in Deutschland – diese Kontaktperson muss jede europäische Versicherung benennen. Für die Meldung legst du Unfallbericht, Kostenvoranschlag oder Gutachten sowie gegebenenfalls Belege für einen Ersatzwagen bei. Achte darauf, in dem Land geltende Fristen nicht zu verpassen, meist liegen sie bei wenigen Monaten. Die Regulierung erfolgt nach den nationalen Gesetzen des Unfallorts, also kläre unbedingt schriftlich, welche Kosten übernommen werden, bevor du teure Reparaturen oder Abschleppdienste in Auftrag gibst. Innerhalb von drei Monaten muss dir die Versicherung üblicherweise den Schaden bezahlen oder ein Angebot vorlegen; bei unklarer Schuld kann es jedoch bis zu sechs Monate oder länger dauern.

Besonderheiten bei Mietwagen

Fährst du im gemieteten Wagen gegen einen Baum oder ein anderes Fahrzeug, bist du verpflichtet, deinen Vermieter zu informieren und oft auch die Polizei zu rufen. Unterlässt du das, riskierst du den Verlust deines Versicherungsschutzes. Ein schriftlicher Nachweis deiner Kontaktversuche mit Polizei und Vermieter kann im Streitfall dein bester Freund sein. Prüfe vorab, ob dein Mietvertrag eine Selbstbeteiligung vorsieht, und ob sich ein Zusatzschutz lohnt, um später nicht auf hohen Kosten sitzen zu bleiben.

Wo du Unterstützung findest

Wenn sich die Auseinandersetzung mit der ausländischen Versicherung hinzieht oder du an deine Grenzen stößt, wende dich im besten Fall an den Verbraucherschutz. Der Service ist für deutsche Reisende in grenzüberschreitenden Fällen kostenlos und kann dir dabei helfen, deine Ansprüche durchzusetzen. Alternativ stehen in vielen Ländern Schlichtungsstellen für Versicherungen zur Verfügung, die ebenfalls vermitteln können.

Mit diesen Tipps und der richtigen Portion Organisation behältst du im Ernstfall die Nerven und kannst deinen Urlaub trotz unerwarteter Zwischenfälle bestmöglich fortsetzen.

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