
Mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland schauen weg, wenn es um ein drängendes Problem geht: Inkontinenz. Ob ungewollter Urinverlust, Stuhlinkontinenz oder Beckenbodenschwäche – Betroffene fühlen sich oft allein gelassen und von ihrem Alltag entkoppelt. Doch Tabus führen selten zu Lösungen. Das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum des Uniklinikums Erlangen räumt auf mit Scham und informiert im Rahmen der Welt-Kontinenz-Woche am Mittwoch, 25. Juni 2025, per Telefonaktion kostenlos und anonym.
Fast jede achte Person betroffen
„Inkontinenz und Beckenbodenbeschwerden sollten nicht länger schambehaftet sein. Fast jede achte Person in Deutschland ist betroffen“, betont Verena Freier, stellvertretende Oberärztin der Urologischen Klinik am Uniklinikum Erlangen. Die Ursachen sind so vielfältig wie die Leidtragenden: schwere körperliche Arbeit, Schwangerschaft und Geburt, Übergewicht, chronischer Husten – oder schlicht altersbedingte Erschlaffung und angeborene Bindegewebsschwäche. „Dabei kann eine gezielte Behandlung in 80 bis 90 Prozent der Fälle eine deutliche Besserung bringen“, so Freier.
Lebensqualität im Sinkflug
Stefanie Burghaus, leitende Oberärztin der Frauenklinik, kennt die Folgen: „Viele Betroffene verlieren nicht nur an Lebensqualität, sondern ziehen sich aus Angst vor Kontrollverlust aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Hobbys werden aufgegeben, Sozialkontakte beschränken sich – die Einsamkeit wächst.“ Ihre Kollegin Birgit Bittorf von der Sektion Koloproktologie ergänzt: „Dabei lassen sich Kontinenzprobleme mit einfachen Präventionsmaßnahmen oft schon vorbeugen.“
Prävention beginnt im Alltag
- Normales Körpergewicht: Entlastet Beckenboden und Blase.
- Rauchen einstellen: Hustenreiz und Gewebeabbau werden gemindert.
- Ballaststoffreiche Ernährung & Flüssigkeitshaushalt: Beugt Verstopfung vor und sorgt für einen gleichmäßigen Harndrang.
- Regelmäßige Bewegung: Treppensteigen, Spaziergänge oder Beckenbodenübungen stärken die Muskulatur.
„Trink ausreichend – und zwar gleichmäßig über den Tag verteilt. Geh zur Toilette, sobald die Blase drückt. Wer das Bedürfnis zu lange ignoriert, riskiert eine dauerhafte Abschwächung der Blasenkraft“, rät Freier.
Telefonaktion am 25. Juni
Am Mittwoch, 25. Juni 2025, stehen von 18:00 bis 20:00 Uhr die drei Expertinnen unter dem Dach des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums Erlangen bereit, um vertraulich und kostenfrei Fragen zu beantworten:
- Stefanie Burghaus (Frauenklinik): 09131 85-40993
- Birgit Bittorf (Chirurgische Klinik): 09131 85-40994
- Verena Freier (Urologische Klinik): 09131 85-40995
Egal ob präventive Beratung oder akute Beschwerden – jeder Anruf bleibt anonym und kostenfrei.
Welt-Kontinenz-Woche: Ein globales Signal
Die Welt-Kontinenz-Woche, getragen von der „World Federation of Incontinence and Pelvic Problems“ und der „International Continence Society“, macht jährlich auf Inkontinenz und Beckenbodenstörungen aufmerksam. In Deutschland koordiniert die „Deutsche Kontinenz Gesellschaft“ Informations- und Präventionsmaßnahmen. Ziel: Das sensible Thema aus der Tabuzone holen und Betroffenen Mut zur aktiven Hilfesuche geben.

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