Kommentar: Abgezockt beim Abheben – wie Reiseportale mit dubiosen Abo-Modellen Kasse machen

Flugzeug (über travellinglight)
Flugzeug (über travellinglight)

Die Reiselust ist zurück – und mit ihr die Abzocker. Reiseportale und Airlines überbieten sich derzeit mit scheinbar smarten Abo-Modellen: „Mitglied werden und sparen!“ tönt es überall. Doch wer genauer hinsieht, erkennt schnell: Was als clevere Kundenbindung verkauft wird, ist oft nicht mehr als ein perfides Geschäftsmodell mit intransparenten Bedingungen, irreführenden Versprechen und versteckten Kosten.

Der Trick ist immer derselbe: Eine kostenlose Testphase lockt in die Falle. Ein Klick zu viel – und schon wird aus der vermeintlichen Schnupper-Mitgliedschaft ein Jahresabo für 89,99 Euro. Kündigen? Möglichst kompliziert. Widerrufen? Nur mit Glück und Durchhaltevermögen. Viele Betroffene wenden sich am Ende hilfesuchend an die Verbraucherschutzberatungsstellen – mit Recht.

Das Kalkül dahinter ist durchschaubar und dreist: Verbraucher sollen die automatische Verlängerung übersehen, sich von Rabattversprechen blenden lassen und sich in einem Dschungel aus AGB verlieren. Was aussieht wie ein gutes Angebot, entpuppt sich oft als Kostenfalle. Und das Schlimmste: Das Modell ist längst kein Einzelfall mehr, sondern hat System.

Besonders absurd wird es bei sogenannten Flug-Flatrates. Wer glaubt, damit endlich grenzenlos abheben zu können, wird schnell ernüchtert: Ziele sind limitiert, Buchungen kaum planbar, Extrakosten fast garantiert. Was als „Netflix für Flugreisen“ vermarktet wird, ist in Wahrheit ein Mogelpaket für Menschen mit zu viel Zeit und zu wenig Überblick. Und als wäre das nicht genug, steht dieses Konzept im eklatanten Widerspruch zu jeder ernst gemeinten Klimaschutzdebatte. Vielfliegen als Lifestyle-Abo – wer denkt sich so etwas eigentlich aus?

Natürlich haben Verbraucherrechte in Deutschland mittlerweile Zähne. Klare Informationspflichten, die sogenannte „Button-Lösung“ und einfache Kündigungsmöglichkeiten sollen uns schützen. Doch was nützt das alles, wenn Unternehmen diese Regeln bewusst umgehen oder so gestalten, dass sie faktisch ins Leere laufen? Ein „Kündigungsbutton“, der sich erst nach dem dritten Scrollen und dem zehnten Klick zeigt, ist kein Fortschritt – sondern digitales Täuschungsmanöver.

Deshalb ist es höchste Zeit, dass Verbraucher nicht nur achtsamer werden – sondern auch laut. Wir brauchen echte Transparenz, einfache Prozesse und vor allem: eine neue politische Debatte darüber, wie weit Abo-Modelle im digitalen Raum gehen dürfen. Denn Reisen soll Freiheit bedeuten – nicht Vertragsbindung. Wer das Vertrauen seiner Kundschaft verspielt, hebt vielleicht kurzfristig ab. Die Bruchlandung folgt garantiert.

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