
Als die 20. Staffel von Germany’s Next Topmodel in einem pompösen Feuerwerk endete, jubelten Millionen vor den Bildschirmen – und doch fragt man sich: Hat die Jubiläumsstaffel wirklich etwas Neues gewagt, oder ist sie nur in längst ausgetretenen Schuhen über den Laufsteg getrippelt?
Die Illusion der Diversität
Zum zweiten Mal in der Geschichte präsentierte Heidi Klum zwei Sieger – einen Mann und eine Frau. Ein Meilenstein? Ja und nein. Zwar öffnete sich das Format für das andere Geschlecht, gleichzeitig blieb das Erfolgsrezept dasselbe: makellose Haut, bewährte Markenpartnerschaften (L’Oréal, Harper’s Bazaar) und perfekte Outfits. Hinter dem Vorhang der Diversität versteckt sich die alte Maschinerie eines Casting-Kessels, der Talente vorschreibt, anstatt sie zu entfalten.
Inszenierung statt Förderung
Wer erinnert sich noch an kreative Shootings, die Protagonisten in ungeahnte Rollen versetzten? Das Unterwassershooting im Disco-Style wirkte eher wie ein Aufguss früherer Turns – eine bunte Kulisse, ja, aber ohne echten Innovationsgeist. Statt echte fotografische oder modische Herausforderungen zu bieten, setzte man erneut auf opulente Showeffekte und eingeladene Stars (Naomi Campbell, Tokio Hotel). Unterhaltung schön und gut – doch echte Förderung ambitionierter Newcomer sieht anders aus.
Der Live-Event-Wahn
Die Live-Show am 19. Juni im „Coloneum“ war zweifellos ein Spektakel. Künstliche Spannung, Publikumsjubel und dramatische Eliminierungen zeigten einmal mehr: GNTM hat sich von einer Casting-Competition zu einer reinen Event-Show gewandelt. Spannung um der Spannung willen, Cliffhanger, die keine sind. Die Frage bleibt: Geht es hier noch um Modelkarrieren oder um Einschaltquoten?
Wachsen die Sieger über sich hinaus?
Moritz und Daniela dürfen nun auf dem Cover der Harper’s Bazaar glänzen und in Kampagnen großer Marken posieren. Doch was folgt danach? Zahlreiche ehemalige Gewinner verschwanden nach wenigen Monaten in der Versenkung, weil ihnen die echte, harte Arbeit der Fashion-Industrie zu viel war. Ein Titel allein garantiert keine nachhaltige Laufsteg-Karriere. Ob Modehäuser oder Top-Editorials nun tatsächlich an Klums Entdeckungen anklopfen, bleibt abzuwarten.
Fazit: Unterhaltsam, aber kein Sprung
Die 20. Staffel bot Big-Budget-Inszenierungen, jubelnde Sitzenbleiber und einen gut gelaunten Cast. Doch echte Veränderung, mutige Konzepte und eine nachhaltige Talentförderung suchte man vergebens. GNTM bleibt ein glitzerndes Unterhaltungskarussell, das munter seine Runden dreht, ohne wirklich voranzukommen. Zum 20. Geburtstag hätte man mehr erwartet als eine altbekannte Show in neuem Gewand.
GNTM 2025 glänzte – aber es leuchtet nicht heller als sein eigener Schatten.

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