
Man muss schon einmal anerkennen: Die gamescom congress–Macher beherrschen ihr Handwerk. Man wirft ein paar Buzzwords in den Raum – „XR“, „KI“, „Spatial Computing“ –, würzt das Ganze mit sozial-gesellschaftlichem Pathos à la „demokratische Bildung“ und „mentale Gesundheit“ und schwupps, schon kann man sich im Glanze innovativer Größe suhlen.
Nur: Wo bleibt die Substanz hinter dem schön formulierten PR-Märchen?
Denn was sich da ankündigt, klingt eher nach dem üblichen Kongress-Eintopf: Man mischt die Hoffnung auf bahnbrechende Technologie-Evolution mit dem Heiligenschein der Nachhaltigkeit und garniert das Ganze mit einem Schuss Well-Being. So als wären Computerspiele nicht schon seit Jahrzehnten ein Milliardengeschäft, das mit klangvollen Versprechungen seine Kunden in Scharen ködert. Wenn VR-Brillen das Lernen „revolutionieren“ sollen, darf ruhig die Frage gestellt werden, ob nicht einfach nur eine weitere Tech-Spielerei präsentiert wird, die in Schulen und Universitäten am Ende in Kisten verstaubt.
Und das Mantra „Gaming und Verantwortung“ wirkt in diesem Zusammenhang fast zynisch: Ausgerechnet die Branche, die jahrelang den Kauf von acht Lootboxen per Mausklick bejubelte, will sich nun als moralische Instanz profilieren? Da darf man gespannt sein, wer die NGOs sind, die sich für Nachhaltigkeitskommunikation in Gaming-Projekten einspannen lässt – und ob deren Liebe zur Spieleindustrie nicht doch eher am nächsten Fördertopf hängt als am echten Engagement.
Bleibt das Versprechen, Games könnten unsere mentale Gesundheit verbessern – eine Erfahrung, die viele aus endlosem Grinding, Loot-Hunting und toxischen Chatrooms bereits kennen. Vielleicht hätte man dem Publikum statt aufgewärmter Rehab-Studien lieber einmal ehrliche Erfahrungsberichte von Eltern zeigen sollen, die sich fragen, ob kindliche Entwicklung wirklich floriert, wenn „Fortnite“ zum Fixpunkt jeder Freizeit wird.
Und ganz abschließend: 109 Euro für ein Tagesticket? Wer’s bezahlt, darf sich gerne in den digitalen Livestream einklinken – denn sonst bleibt der gamescom congress 2025 vor allem eines: ein üppig patentierter Kommunikations-Effekt, der bereits lange geleakt war, bevor die Pressemitteilung überhaupt in den Posteingängen landete. Vielleicht wäre es an der Zeit, weniger in Zukunftstechnologien zu investieren und etwas mehr in ehrliche Debatten – aber das wäre ja womöglich unsexy und gäbe keine Tweet-würdigen Hashtags her.

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