
Die bayerische Staatsregierung in München feiert sich stolz für eine „neue“ Leistung – doch der Schein trügt. Das angekündigte bayerische Kinderstartgeld ist in Wahrheit eine Mogelpackung, die sozial Schwächere sogar schlechterstellt. Wer künftig 3.000 Euro pauschal pro Baby erhält, geht im Vergleich zu früheren Modellrechnungen leer aus: Familien mit geringem Einkommen droht eine Kürzung von bis zu 5.400 Euro gegenüber den bisherigen Leistungen bestehend aus Familiengeld und Krippengeld. Statt bedarfsorientierter Förderung gibt es eine Gießkannenstrategie, die den letzten Cent aus dem Etat presst und am Ende allenfalls als Beruhigungspille taugt.
Verena Bentele, Landesvorsitzende vom „Sozialverband VDK Bayern“, hat es auf den Punkt gebracht: Es fehlt der soziale Ausgleich, es fehlt die fokussierte Unterstützung, die gerade jene Familien dringend benötigen, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen. Frühkindliche Förderung, ausgewogene Ernährung, qualitative Betreuung – das alles kostet und lässt sich nicht mit schnöden 3.000 Euro einmalig abdecken. Die Staatsregierung opfert den tatsächlichen Bedarf auf dem Altar knapper Haushaltsmittel und gaukelt eine Verbesserung vor, wo in Wahrheit ein Rückschritt steht.
Um den Schein zu wahren, spricht die CSU von 4,6 Milliarden Euro, die seit Einführung des Familiengelds ausgezahlt wurden. Doch diese gigantische Summe war bislang zielgerichtet aufgeteilt: 6.000 Euro für erst- und zweitgeborene Kinder, bis zu 2.400 Euro Krippengeld für einkommensschwache Eltern – zweckgebundene Leistungen, die Bedürftigkeit ernstgenommen haben. Das neue Modell ersetzt diese Instrumente durch eine platte Einmalzahlung und ignoriert völlig, dass Kinder gerade in den ersten Lebensjahren kontinuierliche Unterstützung brauchen.
Und was ist mit dem vermeintlichen Versprechen, das eingesparte Geld für den Ausbau der Kinderbetreuung zu verwenden? Ein Blick in die Vergangenheit lehrt Misstrauen: Angekündigte Investitionen in Kitas und Tagespflege blieben oft Lippenbekenntnisse. Wenn schon bis heute keine flächendeckenden Betreuungsplätze geschaffen wurden, wie soll das mit dem „eingesparten“ Geld jetzt plötzlich gelingen?
Das bayerische Kinderstartgeld ist nicht mehr als ein Placebo – teuer für den Freistaat, teuer vor allem für Familien in prekären Verhältnissen. Wer echte soziale Gerechtigkeit schaffen will, muss bedarfsorientierte, verlässliche Leistungen ausbauen und darf sie nicht durch pauschale, einmalige Zahlungen ersetzen. Bayern braucht keinen kurzsichtigen Populismus, sondern eine langfristige, faire Familienpolitik, die dort hilft, wo Hilfe wirklich nötig ist.

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