Die LEG macht aus der Wärmewende ein Geschäftsmodell – auf dem Rücken der Mieter

Wärmepumpe (über AndreyPopov)
Wärmepumpe (über AndreyPopov)

Wenn ein großer Wohnungskonzern die Wärmewende als Goldgrube entdeckt, dann sollten alle Alarmglocken schrillen. Die börsennotierte LEG, mit rund 170.000 Mietwohnungen einer der Giganten unter den privaten Vermietern, hat 2024 damit begonnen, in Bestandswohnungen Luft-Luft-Wärmepumpen (LLWP) zu installieren – und verlangt dafür Wucherpreise, die in vielen Fällen weit über den bisherigen Heizkosten liegen. Dass die LEG diese Kostenexplosion nach Kräften bestreitet, macht das Geschäftsgebaren nur noch fragwürdiger.

Wie aus Klimaschutz Profit geschlagen werden soll

Die Umstellung von Gasthermen auf LLWP klingt auf dem Papier nach Fortschritt: weniger fossile Brennstoffe, geringere CO₂-Bilanz. Doch bei LEG bedeutet „fortschrittlich“ vor allem eines: neue Einnahmequellen. Mieter zahlen künftig einen monatlichen Grundpreis von ca. 1,65 Euro pro Quadratmeter – für eine 85-m²-Wohnung also satte 140 Euro im Monat, 1.680 Euro jährlich. Schon ohne den Stromverbrauch schlagen die reinen Grundkosten damit mancherorts höher zu Buche als die gesamten bisherigen Heizkosten.

Max Fuhrmann vom Deutschen Mieterbund hat nüchtern gerechnet: In einer LEG-Siedlung in Münster liegen die neuen Kosten oft bei doppelter, in manchen Fällen sogar dreifacher Höhe im Vergleich zu den alten Gasrechnungen. Das ARD-Magazin „Panorama“ hat diese Analyse bestätigt. Eine solche Verdreifachung kann kaum jemand schultern – erst recht nicht in ohnehin überhitzen Wohnungsmärkten.

Gezielte Preisgestaltung statt fairem Ausgleich

Was rechtfertigt diese Preissteigerung? Nicht höhere technische Kosten: Abschreibung, Wartung, Instandhaltung, Service, EDV, Abrechnung, Verwaltung, Versicherung und Risiko – all das hat LEG großzügig in den Grundpreis gepackt, um eine Tochtergesellschaft namens „EnergieServicePlus“ üppig zu bedienen. Zudem sollen Mieter im „Wärme-Contracting“ keinen freien Stromanbieter wählen dürfen, sondern Strom und Service exklusiv beim LEG-Ableger buchen.

Dass die LEG in ihren Ankündigungsschreiben vollmundig „Kostenneutralität“ verspricht, ist blanker Hohn, solange sie selbst in Aussicht stellt, aus genau dieser neuen Wärmeversorgung satte Zusatzgewinne zu erzielen. Im jüngsten Geschäftsbericht erklärt Vorstandsvorsitzender Lars von Lackum, ab 2028 sollen Green Ventures wie LLWP der LEG 20 Millionen Euro Mehrertrag bescheren. Dass solche Profite möglich sein sollen, ohne die Heizkosten spürbar zu verteuern, bleibt unbeantwortet.

Wärmewende darf kein Geschäftsmodell sein

Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht auf Kosten derjenigen finanziert werden darf, die ohnehin schon wenig verfügen. Gerade in Zeiten steigender Lebenshaltungs- und Energiepreise braucht es soziale Ausgewogenheit, nicht Profitschneiderei. Gasthermen in über vier Millionen Wohnungen auszutauschen, ist richtig – aber nicht um jeden Preis. Eine staatliche Förderung von 30 Prozent der Investitionskosten nach dem Gebäudeenergiegesetz diente dazu, Mieter zu entlasten und den Umstieg zu beschleunigen, nicht als Gratisbank für Vermieterkonzerne.

Fehlende Transparenz und schlampige Abrechnung

Auf Nachfrage von „Panorama“ räumt LEG ein, man habe bisher nur geschätzt und liege womöglich falsch – die tatsächlichen Verbrauchsdaten lägen nicht vor. Ein verheerendes Zeugnis für ein Unternehmen, das private Wohngelder verwaltet und Jahr für Jahr zweistellige Millionen­beträge an Aktionäre ausschüttet. Dass BlackRock als Großaktionär mit mehr als zehn Prozent den Kurs der LEG prägt, zeigt, wo die Prioritäten liegen: Dividenden statt bezahlbarer Wärme.

Zwar ist es begrüßenswert, dass die LEG den Einbau in Münster vorerst aussetzt und das Gespräch mit den Mietern sucht – doch ändert das nichts daran, dass dieses fragwürdige Modell flächendeckend umgesetzt wurde. Wer schützt die Mieter vor der Profitgier privater Wohnkonzerne?

Eine Wärmewende mit Augenmaß statt Profitmaximierung

Es wäre fahrlässig, den bevorstehenden Austausch aller Gasthermen in Deutschland der Rendite kleiner kluger Köpfe zu überlassen. Politik und Aufsicht müssen klare Obergrenzen für die Umlage von Investitionskosten festlegen und die Mieterschutzregeln schärfen. Die Klimaziele dürfen nicht zum Steigbügel für unlautere Geschäftspraktiken werden. Sonst zahlen am Ende wieder die, die ohnehin wenig haben: die Mieter. Und genau das darf nicht passieren.

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