
Es ist ein Novum in der Hauptstadt: Während Touristen und Hipster weiter durch Mitte und Kreuzberg ziehen, kehren die Berliner ihrem Selbstverständnis als Großstadt-Rebellen den Rücken und wählen ihre grünsten Oasen zum Glücklichsein.
Steglitz-Zehlendorf führt dabei das Ranking an, dicht gefolgt von Tempelhof-Schöneberg und dem diesjährigen Überraschungsaufsteiger Marzahn-Hellersdorf – Bezirke, die sich nicht durch hippe Cafés oder schrille Street-Art, sondern durch Ruhe, Bäume und besonnene Infrastruktur auszeichnen.
Wer glaubt, Berlin sei nur noch ein lauter Spielplatz für Szenegänger, irrt gewaltig. Die heimischen Leser des „Tagesspiegels“, die sich zwischen dem 7. und 30. April 2025 online positionierten, haben klar gemacht: Urbanes Glück misst sich nicht in Clubnächten oder Street-Food-Märkten, sondern in einem stabilen Zuhause, dem sicheren Gefühl beim Spaziergang und der einfachen Versorgung im Kiez. Nicht das dichteste Pflaster, sondern das grünste schlägt heute die Trendmeilen der Hauptstadt.
Erwartungsgemäß rangieren Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow und Mitte bestenfalls im Mittelfeld – und das, obwohl Kriminalitätsstatistiken kein ausgeprägtes Gefährdungsbild zeichnen. Die Schere zwischen objektiver Sicherheitslage und subjektiver Wahrnehmung dürfte größer kaum sein. Während also Berliner weiter von der nächsten Kiez-Revolte sprechen, entscheiden sie sich ganz pragmatisch für das engste Verhältnis von Lebensqualität und Beruhigungsfaktor.
Der stille Triumph der Randbezirke ist zugleich ein Weckruf an die Politik: Straßen füllen sich, wo Bäume stehen; Quartiere blühen dort auf, wo Nahversorgung und Kitas funktionieren. Wer in Zukunft das Image der pulsierenden Metropole retten will, muss das Image der ruhigen Orte bewahren – denn offenbar ist es genau das, was Berlin jetzt braucht.
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