Die Miet- und Kaufpreise von Wohnimmobilien sind in den vergangenen Jahren explodiert. Der Umzug ist meistens mit Mehrkosten verbunden. Die Folge: Viele Menschen mit niedrigem Einkommen können sich einen Wohnortwechsel nicht leisten, wie eine repräsentative Studie des Immobilienvermittlungsportals „immowelt“ für Nordrhein-Westfalen zeigt.
Demnach sinkt zwar die Umzugsbereitschaft mit steigendem Gehalt – bei einem Haushaltsnettoeinkommen von bis zu 1.500 Euro plant knapp die Hälfte (48,7 Prozent) der Befragten aktuell oder in den kommenden Jahren umzuziehen, ab einem Einkommen von 5.000 Euro ist es nur noch gut ein Drittel (33,9 Prozent).
Doch für viele Umzugswillige mit geringem Verdienst ist ein Tapetenwechsel finanziell nicht machbar: 15,2 Prozent der Geringverdiener (bis 1.500 Euro Nettohaushaltseinkommen) würden zwar gerne umziehen, finden aber nichts Besseres in ihrer Preisklasse. Bei den Normalverdienern (1.500 bis 2.5000 Euro) beträgt der Anteil 9,7 Prozent. Besserverdiener (2.500 bis 5.000 Euro) haben hingegen selten Probleme mit dem Budget: Nur 5,5 Prozent scheitern aus finanziellen Gründen bei der Suche nach einer neuen Bleibe. Bei den Gutverdienern (über 5.000 Euro) sinkt der Anteil gar auf 3,6 Prozent.
„Die gestiegenen Wohnkosten haben in den vergangenen Jahren zu einer erhöhten Immobilität am Wohnungsmarkt geführt. Besonders betroffen sind Menschen mit geringem Einkommen, bei denen die Wohnkosten einen hohen Anteil am Einkommen ausmachen“, sagt Felix Kusch, Geschäftsführer von immowelt.
„Viele Familien bleiben lieber in ihren zu kleinen Wohnungen mit einer günstigen Bestandsmiete als in eine ohnehin teurere größere Wohnung zu ziehen und dann auch noch deutlich höhere Quadratmeterpreise aufgrund der Neuvermietung zu zahlen.“, so der Experte.
Am Mietmarkt führt die gestiegene Nachfrage nach Wohnraum besonders in den beliebten Großstädten zu explodierenden Angebotsmieten – alleine in den vergangenen zwei Jahren laut einer „immowelt“-Analyse um bis zu neun Prozent. Wer also auf Wohnungssuche ist, muss für eine vergleichbare oder gar bessere Wohnung vermutlich deutlich mehr Geld in die Hand nehmen als bei der letztmaligen Suche.
Gesamtheit: 4 von 10 Befragten wollen raus – aber nicht sofort
Beim Blick auf die Gesamtheit Nordrhein-Westfalens zeigt sich: 4 von 10 Befragten wollen umziehen. Die meisten Umzugswilligen peilen aber erst mittel- bis langfristig einen Ortswechsel an: 10,6 Prozent planen ihren Umzug innerhalb der nächsten 1 bis 2 Jahre, weitere 14,6 Prozent ziehen diesen noch später in Betracht. Nur 3,1 Prozent haben bereits eine neue Bleibe gefunden und stehen kurz vor dem Umzug.
Für jeden 12. Bewohner NRWs ist die Situation hingegen verfahren: 8,2 Prozent wollen zwar umziehen, finden aufgrund der gestiegenen Miet- und Kaufpreise aber nichts Besseres in der eigenen Preislage.
Lieber zu groß und günstig als klein und teuer
Der Effekt der hohen Preise wird auch bei Senioren deutlich: Mit steigender Lebenszeit erhöht sich die Sesshaftigkeit. Während 70,7 Prozent der 18- bis 29-Jährigen umziehen wollen, sind es bei den 30- bis 39-Jährigen noch 61,8 Prozent und bei den 40- bis 49-Jährigen 49,7 Prozent. Der Anteil erhöht sich kontinuierlich: Von den Befragten mit einem Alter ab 70 Jahren wollen noch 15,3 Prozent in eine neue Wohnung oder ein neues Haus ziehen.
Gerade wenn die Kinder ausgezogen sind oder ein Partner verstorben ist, verharren vermutlich viele ältere Menschen in zu großen Wohnungen oder Häusern. Denn meist sind die langjährigen Bestandsmieten deutlich geringer als die aktuellen Neuvertragsmieten oder die Immobilie ist bereits abbezahlt.
Neben dem Aufwand und Stress wäre ein Umzug in der Regel mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Auch wenn eine kleinere Wohnung im Alter oft praktischer wäre, dürften viele Senioren daher in ihren günstigeren großen Wohnungen verharren. Gerade neue oder sanierte Wohnungen sind zudem häufig barrierearm, was aber den Preis noch weiter in die Höhe treibt.
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