Die US-Botschafterin in Deutschland, Amy Gutmann, hat die Darstellung Russlands zurückgewiesen, das Schwarzmeer-Getreideabkommen habe die Ernährungslage in Entwicklungsländern nicht verbessert, und für eine Wiederaufnahme des Abkommens geworben. „Jede einzelne Lieferung hat dazu beigetragen, die Not in den ärmsten Ländern der Welt zu lindern“, schreibt Gutmann in einem Gastbeitrag für das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Donnerstagausgabe). „Mehr als die Hälfte der Nahrungsmittel und mehr als zwei Drittel des Weizens wurden im Rahmen der Schwarzmeer-Getreide-Initiative in Entwicklungsländer geliefert.“
Dazu hätten unter anderem einige der am stärksten von Ernährungsunsicherheit betroffenen Regionen wie das Horn von Afrika, die Sahelzone, Jemen und Afghanistan gehört. Die von Russland angebotenen Zusatzlieferungen könnten diese Lieferungen nicht ersetzen. Gutmann forderte Russland auf, die Schwarzmeer-Route wieder zu öffnen: „Es muss die Lieferung lebensnotwendigen Getreides, das zur Ernährung von Menschen in aller Welt dient, zulassen.“
Für russische Agrarprodukte gebe es hingegen weiter gute Exportmöglichkeiten, sagte die US-Botschafterin. „Während Russland Transporte aus der Ukraine behindert, kann es sein eigenes Getreide weiterhin in Rekordmengen absetzen.“ Die Vereinten Nationen hätten die Ausfuhr russischer Nahrungsmittel erleichtert, um Bedenken von russischer Seite auszuräumen.
Die Sanktionen der G7-Staaten richteten sich nicht gegen russische Lebensmittel- und Düngemittelausfuhren. Auch von den USA gebe es keine zusätzlichen Schranken, sagte Gutmann. „Entgegen russischer Desinformation haben die Vereinigten Staaten aufgrund ihres Engagements für die weltweite Ernährungssicherheit den Export russischer Agrargüter nicht mit Sanktionen belegt. Russlands Agrarexporte haben wieder das Vorkriegsniveau erreicht und lägen ohne die von Russland selbst auferlegten Beschränkungen sogar noch höher“, sagte die Botschafterin. 33 Millionen Tonnen Getreide und Nahrungsmittel aus der Ukraine hätten über das Schwarze Meer verschifft werden können. Damit hätten die Nahrungsmittelpreise um 22 Prozent gesenkt werden können.
Der Ausstieg Russlands aus dem Getreideabkommen habe zu einem Anstieg der Preise geführt. Nun profitiere Russland, „von den gestiegenen Preisen, die es selbst verursacht hat“, so Gutmann.
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